Berlusconi verurteilt: Sehr italienisch
Nun ist er also zum ersten Mal rechtskräftig verurteilt worden. Silvio Berlusconi hat seinen Kampf gegen die „roten Roben“, wie der italienische Ex-Premier die Richter und Staatsanwälte im Stiefelland in bester 50er-Jahre-Kommunisten-Fresser-Manier so gerne nennt, verloren. Berlusconi hat als Chef seines Propaganda-Apparats Mediaset Steuern in dreistelliger Millionenhöhe hinterzogen und bekommt dafür seine hart erarbeitete Strafe.
Dass dem so gar nicht vornehmen Cavaliere wegen seines früheren Amts und fortgeschrittenen Alters drei der vier Jahre Haft erlassen werden und er das verbleibende in einer seiner Villen im Hausarrest verbringen darf? Geschenkt! Dass er ungestraft – und höchstrichterlicher genehmigt – nun Betrüger und Gauner genannt werden darf, ist ohnehin die Höchststrafe und wird ihm das Haifischlächeln im gelifteten Gesicht endgültig zur Fratze verkommen lassen.
Viel schlimmer wiegt aber, dass die Richter am Ende leider doch ein sehr italienisches Urteil gefällt haben. Das ursprünglich verhängte fünfjährige Politik-Verbot für Berlusconi muss neu verhandelt werden. Damit verhindern die Richter möglicherweise den Bruch der im Land ungeliebten, aber von den europäischen Partnerländern gewollten großen Koalition. Gleichzeitig riskieren sie aber, dass Berlusconi weiter munter mitmischen wird in der großen Politik und dem Volk, das er nach Strich und Faden belogen und betrogen hat, weiter erhalten bleibt. Das ist die schlechte Nachricht für Italien.
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