Berliner Piraten mit neuem Chef - Vorgänger wirft hin
Berlin - Ein Parteitag wählte den 45 Jahre alten Diplomingenieur Hartmut Semken am Samstag zum Landeschef - nur wenige Stunden nach dem überraschenden Rückzug des bisherigen Vorsitzenden Gerhard Anger.
Eigentlich war bei dem ersten Parteitag nach dem Einzug der Piraten ins Berliner Abgeordnetenhaus mit einer Wiederwahl Angers gerechnet worden. Der 36-Jährige zog seine Kandidatur aber zurück - als Grund nannte er den immensen Druck und die hohen Erwartungen, mit denen man in einem politischen Spitzenamt konfrontiert sei. "Ich ertrage diese emotionale Belastung nicht."
Von den mehreren hundert Parteimitgliedern im Saal erhielt Anger starken Beifall. Er war seit Anfang 2011 Vorsitzender der Berliner Piraten und führte den Landesverband in die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus. Dort erzielten die Piraten im September ein Ergebnis von 8,9 Prozent und zogen erstmals in ein deutsches Landesparlament ein. Die Mitgliederzahl verdreifachte sich fast auf über 2500 Mitglieder.
Nachfolger Semken will an die Politik seines Vorgängers anknüpfen. Klares Ziel der Piraten müsse 2013 der Einzug in den Bundestag sein: "Ich sehe uns definitiv im Bundestag mit einer starken Fraktion", sagte der gebürtige Niedersachse, der sich mit 53,3 Prozent der Stimmen klar gegen drei Mitbewerber durchsetzte.
Für Verärgerung sorgte Semken mit seiner Äußerung, er sei über die bisherige Leistung der Parlamentarier im Abgeordnetenhaus nicht begeistert. Alle Bemerkungen, die ihm dazu einfielen, seien "nicht zitierfähig", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel". Am Sonntag ruderte er zurück. "Es war ein Fehler" sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Bei Mitgliedern der Fraktion habe er sich persönlich entschuldigt.