Bayerns achter Regierungsbezirk: Söders Sandkastenspiele
Thomas Müller, der Vize-Chefredakteur, über Sinn und Unsinn von Behördenverlagerungen.
München - Behördenverlagerungen, um den ländlichen Raum zu stärken – ein Lieblingsprojekt vieler bayerischer Staatsregierungen. Richtig funktioniert hat das Ganze, vom Hochschulsektor mal abgesehen, freilich nie so recht.
Erinnert sei an die Statistiker, die aus der Alten Akademie in München 2009 freiwillig nach Fürth umziehen sollten. Von 193 Mitarbeitern waren aber gerade mal 70 bereit, die Koffer zu packen, der Rest landete in Altersteilzeit, kassierte Abfindungen oder wurde in andere Behörden versetzt – in München. Beim 2016 von Horst Seehofer erlassenen Umzug des Gesundheitsministeriums von München nach Nürnberg das gleiche Bild: Bloß 18 (!) von insgesamt 241 Mitarbeitern erklärten sich damals zu einem Umzug bereit. Nur so als Beispiele.
Irrwitzige Kosten
Man fragt sich in dem Zusammenhang, was an einer Zwangsversetzung von im Dienst- und Treueverhältnis stehenden Beamten eigentlich derart unzumutbar ist.
Von den irrwitzigen Kosten für diese (Teil-)Auslagerungen, neuen Immobilien, Umbauten oder Anmietungen mal ganz zu schweigen. Aktuell ließe sich auch über die Sinnhaftigkeit der Verlagerung – falls sie das wollen – von jeweils 500 Regierungsbeamten nach Ingolstadt und Rosenheim streiten. Zwei Boom-Städte, die sicherlich keinerlei staatlicher Stärkung bedürften.
Nein, was den ländlichen Raum wirklich stärken würde, wären ein Ausbau von Daseinsfürsorge in Gesundheit, Bildung und Breitband sowie der Infrastruktur.
Sandkastenspielerische Regierungsbezirk-Arithmetik
Und wenn man allein bedenkt, dass es in 500 bayerischen Gemeinden keinerlei Einkaufsmöglichkeiten mehr gibt, dürfte klar sein, wo Markus Söder auch ansetzen könnte, anstatt sandkastenspielerische Regierungsbezirk-Arithmetik zu betreiben, die weder dem Land noch erst recht der Stadt München was bringt.
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