AZ-Kommentar zur Rolle von Martin Schulz im Wahlkampf für als Bundeskanzler
Frank-Walter Steinmeier lag vor Bundeskanzlerin Angela Merkel, bevor er 2009 bei der Bundestagswahl das schlechteste SPD-Ergebnis in der Geschichte der Republik einfuhr. Peer Steinbrück lag vor der CDU-Chefin. Und scheiterte.
Gewiss, sie haben ihrer Partei nicht einen so deutlichen Umfrage-Ruck beschert wie nun Martin Schulz. Dennoch sollten die Beispiele den Sozialdemokraten Warnung sein.
Schulz hat mehr Beinfreiheit
Bis zum 24. September liegt noch eine Menge Arbeit vor ihnen. Kampflos wird die CDU-Chefin das Kanzleramt nicht räumen. Merkel kann Wahlkampf. Entscheidend wird sein, ob es Schulz gelingt, die Wechselstimmung, die sich seit seiner Nominierung abzeichnet, zu schüren. Nun sind viele Bürger erfreut, dass sie überhaupt eine echte Alternative haben zur Kanzlerin. Dass es innerhalb der geschrumpften Volksparteien ein Kontrastprogramm zum Regierungsautomaten Merkel gibt, der es nie wirklich gelungen ist, das Volk zu begeistern.
Der Union dämmert, dass sie mit Schulz ein echtes Problem hat. Sigmar Gabriel hätte als Mitglied der Regierung nicht so leicht Bundeskanzlerin Angela Merkel attackieren können. Schulz nimmt sich einfach die Beinfreiheit, die er für richtig hält. Aus Unionssicht kommt der Münchner Friedensgipfel also genau zum richtigen Zeitpunkt. Gelingt es CDU und CSU nicht, sich zusammenzuraufen und an einem Strang zu ziehen, könnte am Wahltag das bislang für die Union Undenkbare passieren.