AZ-Kommentar: Gabriels Verzicht auf die Kanzlerkandidatur ist richtig

Sigmar Gabriel ist sich immerhin treu geblieben: Er macht – zumal unter Druck – wieder einmal das Unerwartete. Aber dieses Mal liegt er richtig. Er stellt die Parteiräson über seine persönliche Eitelkeit, indem er auf den Parteivorsitz und die Kanzlerkandidatur verzichtet. Das Lob, er habe Größe gezeigt, ist freilich wohlfeil. Gabriel weiß längst, dass er als Verlierer in die SPD-Geschichte eingehen wird. Durch seinen Rückzug verhindert er nur Schlimmeres – für die SPD, aber auch für sich selbst. Er kennt seine Umfragewerte.
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Den Weg für seinen Freund Martin Schulz freizumachen, ist der richtige Zug. Schulz, dieser Weltbürger aus Würselen, hat in Brüssel alle parteiinternen Zwistigkeiten jahrelang unbeschadet überstanden. Als EU-Präsident hat er sich internationales Renommee erarbeitet, seine Rhetorik ist fabelhaft und sein Leumund als tapferer, aufrechter Sozialdemokrat makellos. Er kann die SPD eher einen und in den Wahlkampf führen als Gabriel. Ob er ihn gewinnt, bleibt fraglich.