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MÜNCHEN - Wegen „persönlich herabsetzender Kritik“ an Gottschalk und anderen: Das Zweite schickt seiner Literatur-Ikone Elke Heidenreich die sofortige Kündigung
Sie hat nachgelegt und nachgelegt, jetzt hat’s dem ZDF gereicht: Das Zweite schmeißt Elke Heidenreich „mit sofortiger Wirkung“ raus. „Mit ihren Äußerungen hat Frau Heidenreich das ZDF sowie einzelne seiner Mitarbeiter persönlich in nicht mehr hinzunehmender Weise öffentlich herabgesetzt“, erklärt Programmdirektor Thomas Bellut. „Das Vertrauensverhältnis zwischen dem ZDF und Frau Heidenreich wurde dadurch so nachhaltig zerstört, dass eine gedeihliche und sinnvolle Zusammenarbeit nicht mehr möglich ist.“ Damit ist auch die für 31. Oktober geplante „Lesen!“-Sendung abgesagt.
Beim ZDF wundern sich intern derweil einige, dass es überhaupt so lange gedauert hat. Der erste Verbal-Ausfall war am 12. Oktober. Heidenreich wollte in der „FAZ“ Marcel Reich-Ranicki verteidigen und nannte dabei ihre ZDF-Chefs „verknöcherte Bürokarrieristen“, sie nannte die ZDF-Show zum Fernsehpreis „hirnlose Scheiße“, Gottschalks Moderation „lächerlich und banal“ und sie tat kund, dass sie sich „schämt, für so einen Sender überhaupt noch zu arbeiten. Und jetzt schmeißt mich von mir aus raus.“
Seitdem hoffte man beim ZDF, dass die Frau mit dem unkontrollierten Mundwerk zurückrudert, geträumt hat ZDF-Intendant Markus Schächter davon, dass sie sich vielleicht sogar öffentlich entschuldigt.
"Er ist ein müder alter Mann", sagte sie über Gottschalk
„Sie hätte sich beruhigen, wenigstens ein bisschen Reue zeigen müssen“, sagt ein Mitarbeiter. Das Gegenteil hat Heidenreich getan. Sie hat immer wieder einen draufgesetzt. Ihr Ton war „zwar scharf, aber nötig“, setzte sie nach und dass sie von den „Herren“ enttäuscht sei. Gerne, so schrieb sie jetzt, wolle sie beim ZDF weiterarbeiten, aber nur, wenn sie einen besseren Sendeplatz bekommt. „Das war ein öffentlicher Erpressungsversuch“, sagt ZDF-Sprecher Alexander Stock zu AZ.
Persönliche Gespräche fanden zu dieser Zeit zwischen Heidenreich und den ZDF-Verantwortlichen, Programmdirektor Thomas Bellut und Intendant Markus Schächter, schon nicht mehr statt. Man schrieb Briefe – oder wandte sich gleich an Zeitungen.
Den Todesstoß hat sich Elke Heidenreich spätestens mit ihrem Interview in „Bunte“ versetzt. Da schlug sie erneut auf das ZDF-Aushängeschild Thomas Gottschalk ein. Schon in ihrem ersten Brand-Text schrieb sie: „Er ist nicht intelligent, er ist nicht charmant, er hat keinen Witz“, Gottschalk hatte daraufhin seine Teilnahme an ihrer Dezember-Sendung abgesagt. In „Bunte“ sagte Heidenreich: „Er ist ein müder alter Mann.“
Als das ZDF von dem Interview erfuhr, hatte Heidenreichs Stunde geschlagen – noch vor Erscheinen des Heftes wurde das Ende ihrer Sendung beschlossen. Thomas Belluts Hinweis, Heidenreich habe „einzelne Mitarbeiter persönlich öffentlich herabgesetzt“, gilt Gottschalk, dem Mann, der seit Jahrzehnten für die Unterhaltung im Zweiten steht. Schwer fiel den ZDF-Granden die Entscheidung da nicht mehr.
Und jetzt? Das ZDF beteuert: „Wir werden wieder eine Literatursendung machen. Wir entwickeln jetzt ein Konzept“, sagt Sprecher Alexander Stock.
Frühestens 2009 wird es die neue Sendung geben. Und die große Frage wird sein: Wer soll sie moderieren? Ein bisschen populär sollte so jemand schon sein, denn Literatur im Fernsehen hat wenig Aufmerksamkeit. Trotzdem müssen auch Seriosität und Glaubwürdigkeit stimmen. Ein Spagat, den nur wenige schaffen. Elke Heidenreich war mal eine davon.
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