Al-Jazeera-Prozess: Journalisten auf freiem Fuß
Die Haftstrafen gegen Al-Jazeera-Reporter hatten für große Kritik gesorgt. Nun rudert Ägypten zurück: Nach Abschiebung des Australiers Greste kommen auch seine Kollegen frei - nachdem eine Bedingung erfüllt war.
Kairo - Nach mehr als einem Jahr im Gefängnis kommen zwei weitere Journalisten des TV-Senders Al-Jazeera in Ägypten frei. Das entschied ein Gericht in Kairo am Donnerstag im Berufungsprozess. In erster Instanz waren die Reporter wegen des Vorwurfs, die verbotene Muslimbruderschaft zu unterstützen, zu je sieben Jahren Haft verurteilt worden.
Der Australier Peter Greste war durch eine Begnadigung des Präsidenten Abdel-Fattah al-Sisi bereits vor mehr als einer Woche freigekommen und aus Ägypten abgeschoben worden. Der kanadische Journalist Mohammed Fahmi, der zuvor seine ägyptische Staatsbürgerschaft aufgegeben hatte, wird gegen eine Kaution von umgerechnet rund 30 000 Euro aus der Haft entlassen. Sein ägyptischer Kollege Baher Mahmoud muss diese Zahlung nicht leisten. Der international kritisierte Prozess wird am 23. Februar fortgesetzt.
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Fahmi sagte vor Gericht, er habe die ägyptische Staatsbürgerschaft "mit großem Bedauern" abgegeben. "Es war eine sehr schwierige Sache für mich." Der Vorschlag sei aus dem Sicherheitsapparat gekommen, "weil der Staat diesen Fall beenden will, der zum Alptraum geworden ist". Die Angeklagten verfolgten den Prozess aus schalldichten, gläsernen Käfigen. Für ihre Aussagen wurden sie herausgebeten. Im Gerichtssaal war auch der kanadische Botschafter.
Die zum Jahresende 2013 verhafteten Journalisten sehen sich als Opfer des politischen Disputs zwischen Ägypten und Katar. Al-Jazeera gehört der Herrscherfamilie des Emirats, das die Muslimbruderschaft unterstützte. Inzwischen nähern sich Kairo und Doha wieder an.
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