Afghanistan: Bohrende Fragen an die deutsche Politik
Es ist eine Episode in diesem ganzen Debakel, die exemplarisch steht für das desaströse Bild, das Deutschland und seine Außen- und Sicherheitspolitik derzeit abgeben: Da hebt in Kabul eine Boeing des US-Militärs mit 640 Menschen an Bord ab, obwohl sie eigentlich nur für 134 Passagiere zugelassen ist. Der erste Bundeswehr-Airbus mit 114 Sitzplätzen hatte dagegen nur sieben Menschen an Bord.
Die CDU-Kanzlerin, der SPD-Außenminister, die CDU-Verteidigungsministerin, der CSU-Innenminister - sie alle müssen sich bohrende Fragen gefallen lassen. Außenminister Heiko Maas wird dem Parlament beantworten müssen, ob sein Amt nicht früher hätte handeln müssen. Er kann sich ebenso wie Angela Merkel und andere Minister nicht mit dem Hinweis aus der Affäre ziehen, andere hätten die Lage auch falsch eingeschätzt.
Offenbar war die Angst vor einer neuen Flüchtlingsdebatte im Wahlkampf so groß, dass man sich nicht auf einen Worst Case vorbereitet und rasch, unbürokratisch und großzügig afghanische Helfer nach Deutschland geholt hat. Nun wird kleinlaut das Scheitern eingestanden. Auf die Idee, persönliche Konsequenzen zu ziehen, kommt jedoch niemand.
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