AfD beim Zentralrat der Muslime: Kalkulierter Abgang

AfD und konservative Islamverbände sind sich ähnlicher, als sie es wahrhaben wollen, schreibt AZ-Vize Timo Lokoschat.
von  Von Timo Lokoschat
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, reichen sich die Hände.
Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry und der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, reichen sich die Hände. © dpa

Dieser „Eklat“ war ungefähr so vorhersehbar wie der Wetterbericht für Death Valley. Ein kalkulierter Abgang. Und etwas anderes hätte Frau Petry ihren Mitgliedern auch nicht präsentieren können, muss die AfD-Chefin doch achtgeben, dass ihr der rechte Flügel der Partei nicht abhanden kommt, das Schicksal des abservierten Vorgängers Bernd Lucke im Kopf.

Dieser Flügel ist besonders unversöhnlich, ihm geht es nicht um Dialog, sondern um Abgrenzung. Der Eklat erspart Petry eine gemeinsame Pressekonferenz mit dem Zentralrat der Muslime, mithin konstruktive Formulierungen, die der wachsenden Hardliner-Fraktion nicht gefallen hätten.

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Der gescheiterte Dialog sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich AfD und konservative Islamverbände ähnlicher sind, als sie es wahrhaben wollen: Beide pflegen ein patriarchalisches Familienbild, sehen Frauen eher am Herd als im Büro, haben ein Problem mit gleichgeschlechtlicher Liebe, hadern mit dem Sexualkundeunterricht, wünschen sich mehr Einfluss der Religion auf den Alltag, kultivieren Verschwörungstheorien und fühlen sich ständig benachteiligt.

Zu einem modernen und aufgeklärten Deutschland passen die Positionen von beiden nicht.

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