Abrüstungsgipfel statt Koalitionsgipfel

Bewaffnet bis unter die Zähne haben sich Horst Seehofer und seine Widersacher von den Liberalen für ihren Koalitionsgipfel in Bayern. Seit Tagen rüsten sie auf im Kampf um die Abschaffung der Studiengebühren. Die CSU droht der FDP mit dem Äußersten - mit Neuwahlen. Und schiebt ihr den Schwarzen Peter zu.
Die Liberalen aber gehen auf volles Risiko. So will jeder in der „Mutter aller Schlachten“, wie Seehofer die Landtagswahl 2013 so gerne bezeichnet, das Beste für sich rausholen: Die CSU die absolute Mehrheit, wenn sie das tut, was das Volk will und auf die ungeliebten 500 Euro pro Semester verzichtet. Und die FDP ein paar Prozent, die sie fürs Überleben braucht, indem sie demonstriert, dass sie im Gegensatz zum CSU-Chef standhaft bleibt und Überzeugung bei Gegenwind nicht sofort über Bord wirft. Dabei könnte der schwarz-gelbe Krieg um die Studiengebühren auch zum „Vater aller Niederlagen“ werden.
Deshalb wird die Regierungskoalition – wenn sie klug ist – bei ihrem Gipfel Abrüstungsgespräche führen, um der Opposition in Bayern für die nächsten Monate keinen Dauerbrenner zu liefern. Der nächste Schritt werden Friedensverhandlungen sein: Die CSU ist reif, den Liberalen einen hohen Preis für ihre „Herzensangelegenheiten“ zu bieten – damit sie weich werden. Das ist nur eine Frage der Zeit. So funktioniert schwarz-gelbes Regieren. Nicht nur in Berlin, sondern auch in München. Am Ende scheuen doch alle das volle Risiko.