3,75 Euro statt 2,50 Euro: So können die Eierpreise wegen der Vogelgrippe steigen

Umherziehende Wildvögel übertragen das Virus, das den Tieren zum Verhängnis wird. Kraniche fallen vom Himmel. Der Erreger kann auch auf die Geflügelbestände bei den Landwirten übergreifen.
Bereits rund eine halbe Million Hühner, Enten, Gänse und Puten mussten hierzulande gekeult werden, um die Ausbreitung der Geflügelpest einzudämmen und Verbraucher zu schützen.
Weil sich in diesen Wochen die Zugvögel Richtung Süden aufmachen, ist damit zu rechnen, dass das Virus an Stärke gewinnt. Das für Tiergesundheit zuständige Friedrich-Loeffler-Institut warnt vor einem sehr dynamischen Infektionsgeschehen. Das Wichtigste zur Seuche im Überblick:
Welche Konsequenzen kommen auf die Verbraucher zu? Die Hühnerhalter rechnen mit einem Sprung bei den Preisen für Eier. "Auch bei uns wird es dramatisch sein, und Eierpreise, die sich dann um die Hälfte noch mal erhöhen, die halte ich nicht für ausgeschlossen", schätzte Robert Schmack, Landesvorsitzender der Bayerischen Geflügelwirtschaft, im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk.
Eine Zehnerpackung Eier würde dann 3,75 Euro statt wie derzeit 2,50 Euro kosten, um im Beispiel Schmacks zu bleiben.
Experte: Der Weihnachtsbraten wird wohl nicht teurer
Die Martinsgans oder der Festtagsbraten zu Weihnachten werden wohl hingegen nicht teurer, wie der Präsident des Zentralverbands der Geflügelwirtschaft erwartet. Er glaube nicht, "dass wir kurzfristige Preisexplosionen haben", sagte Hans-Peter Goldnick im ZDF-Morgenmagazin.

Er begründete dies damit, dass das Gros der Gänse aus dem Ausland importiert werde. "Wir müssen einfach nur in den nächsten Tagen und Wochen abwarten, wie sich dieser Pestzug durch Deutschland, aber auch durch Europa entwickelt", meinte Goldnick. Um die Seuche in den Griff zu bekommen, forderte er die Anordnung einer Stallpflicht für Geflügelhalter.
Derzeit keine bayerweite Stallpflicht in Sicht
Sind die Tiere im Stall und nicht im Freien, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung, weil sie beispielsweise nicht mit dem Kot infizierter Wildvögel oder Kadavern in Kontakt kommen.
Wird die Stallpflicht angeordnet? Der Bundeslandwirtschaftsminister könnte eine Stallpflicht nicht für ganz Deutschland verfügen, die Bekämpfung der Geflügelpest ist Sache der Bundesländer und auf der Ebene darunter der Landkreise und kreisfreien Städte. Im Süden der Republik plant derzeit keines der Länder, eine Stallpflicht anzuordnen. "Eine bayernweite Aufstallungspflicht ist angesichts des aktuellen Seuchengeschehens in Bayern derzeit fachlich noch nicht geboten", erklärte das in Bayern zuständige Umweltministerium auf Anfrage.

In Baden-Württemberg hieß es seitens des Landwirtschaftsministeriums: "Nein, bislang ist es nicht geplant." Ein großflächiges Infektionsgeschehen zeichnet sich bislang nicht ab. Und in Hessen gibt es bisher nur eine Empfehlung des Landwirtschaftsministeriums an die Geflügelhalter, ihre Tiere in die Ställe zu holen.
So werden Hunderttausende Tiere getötet
Das Loeffler-Institut zählt aktuell 59 (Stand Montagabend) Infektionsherde in ganz Deutschland. Einzelne Landkreise haben eine Stallpflicht erlassen, 30 Höfe mussten ihre Tiere keulen.
Wie werden Hunderttausende Tiere gekeult? In die Ställe oder in Container wird durch Spezialfirmen Gas eingeleitet und die Tiere werden dadurch eingeschläfert. Die Kadaver werden anschließend in speziellen Beseitigungsanlagen gebracht und dort verbrannt. Die Betriebe erhalten eine Entschädigung von der Tierseuchenkasse, die aus Beiträgen der Höfe und Steuermitteln gefüllt wird.

Die Höhe der Entschädigung richtet sich nach dem Marktwert des Geflügels. Um die wirtschaftliche Not der Halter zu lindern, will die Bundesregierung den Höchstsatz pro gekeultem Tier von bisher 50 auf bis zu 110 Euro anheben. Die Änderung ist in das Parlament eingespeist, muss aber vom Bundestag beschlossen werden.
In Frankreich wird in Betrieben gegen die Vogelgrippe geimpft
In Frankreich wird in der Geflügelmast gegen das Virus per Sondergenehmigung geimpft. Laut Bundeslandwirtschaftsministerium hilft das aber nicht gegen das akute Infektionsgeschehen, sondern könne lediglich künftige Wellen dämpfen. In Deutschland ist noch kein Impfstoff zugelassen.
Ist das Virus auch für Menschen gefährlich? Bei einer hohen Viruslast ist der Keim auf Menschen übertragbar. Das Loeffler-Institut sieht derzeit aber kein hohes Risiko, dass sich Menschen anstecken. Tote Vögel sollten nicht angefasst und die Veterinärämter verständigt werden, damit die Kadaver entsorgt werden.
In den Vereinigten Staaten hatten sich Mitarbeiter der Geflügelmast in der Vergangenheit mit dem Erreger angesteckt. Das Robert-Koch-Institut rät Menschen, die engen Kontakt zu Nutztieren haben, zu einer Impfung gegen die Grippe (Influenza). Eine Immunisierung kann zwar nicht gegen die Vogelgrippe schützen, wohl aber eine Doppelinfektion.