Zugunglück in Sachsen-Anhalt: Lokführer soll Haltesignale überfahren haben
MAGDEBURG/BERLIN - Hat der Lokführer des Güterzugs zwei Haltesignale übersehen? Das geht aus einem Bericht hervor. Ein Fahrdienstleiter soll sogar noch einen Nothalt angeordnet haben.
Vor dem Zugunfall mit zehn Toten in Sachsen-Anhalt hat der Lokführer des Güterzugs zwei Haltesignale überfahren. Das geht aus einem Bericht des Bundesverkehrsministeriums an den Verkehrsausschuss des Bundestags hervor, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Die Staatsanwaltschaft in Magdeburg zeigte sich erstaunt über den Bericht. „Es befremdet uns ein wenig, dass Ergebnisse bekanntgegeben werden, die den Ermittlungsbehörden noch nicht vorliegen“, sagte Behördensprecherin Silvia Niemann am Dienstagmorgen der dpa.
Nach dem Überfahren der beiden Haltesignale habe der Fahrdienstleiter im Stellwerk Hordorf über Funk einen Nothalt angeordnet, heißt es in dem Papier, über das zuvor die „Bild“-Zeitung berichtet hatte. Der aus Schwerin stammende 35 Jahre alte Lokführer des Personenzugs habe den Regionalexpress daraufhin von 98 Kilometern pro Stunde bis zum Zusammenstoß auf Tempo 66 abgebremst. Ob auch der Güterzug vor dem Unfall auf der eingleisigen Strecke gebremst hat, müsse noch ausgewertet werden.
Zum Zeitpunkt des Unfalls am Samstagabend hatte das Stellwerk das Gleis für den Personenzug HEX 80876 korrekt freigegeben, er hatte also grünes Licht für die Fahrt über die eingleisige Strecke. Der Güterzug sollte hingegen die Durchfahrt des Personenzugs abwarten, bevor er auf die eingleisige Strecke Richtung Oschersleben geleitet werden sollte.
Gegen den 40-jährigen Lokführer des Güterzugs wird wegen des Anfangsverdachts auf fahrlässige Tötung ermittelt. Bisher hat er sich noch nicht geäußert. „Er hat den Status des Beschuldigten. Er muss sich nicht äußern“, sagte Oberstaatsanwältin Niemann.
dpa
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