Gefahr auf dem E-Scooter: Forscher fordert Altersgrenze

Angetrunken, zu zweit oder mit dem Handy in der Hand: E-Scooter-Nutzer sind häufig riskant unterwegs. Ein Unfallforscher fordert schärfere Regeln wie eine Altersgrenze und eine Führerscheinpflicht.
Rolf Schraa, dpa |
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Crashtest mit einem E-Scooter: Ein abbiegendes Auto erfasst den Dummy - der prallt hart auf den Wagen.
Crashtest mit einem E-Scooter: Ein abbiegendes Auto erfasst den Dummy - der prallt hart auf den Wagen. © Guido Kirchner/dpa
Münster

Ein E-Scooter-Fahrer ist mit Tempo 20 auf der Straße unterwegs, links neben ihm ein Auto. Dann biegt der Wagen nach rechts ab, übersieht den Scooter - ein heftiger Zusammenstoß. Der Scooter-Fahrer prallt hart mit dem Kopf auf das Auto und dann auf die Straße - lebensgefährliche Verletzungen wären wohl die Folge.

Das Unfallszenario, das bei einem Crashtest der Björn-Steiger-Unfallforschung mit einem Dummy in Münster gezeigt wird, ist der häufigste Ablauf für Unfälle zwischen Pkw und E-Scootern, von denen nach den jüngsten vorliegenden Zahlen 2023 knapp eine Million auf deutschen Straßen unterwegs waren.

Fahrer häufig jung und betrunken

Viele der Scooter-Fahrer sind jung, Tausende missachten auch das bisherige Mindestalter von 14 Jahren, fahren zu zweit und sind oft betrunken, sagte der Leiter der Björn-Steiger-Unfallforschung, Siegfried Brockmann, beim Crashtest und der Vorstellung einer aktuellen Studie der Stiftung. 

Fast die Hälfte der Unfälle mit schwer verletzten oder getöteten Scooter-Fahrern gingen laut dieser Studie auf Alleinunfälle zurück, sagte er - also ohne Beteiligung oder Schuld eines anderen Verkehrsteilnehmers. Und bei 43 Prozent dieser Alleinunfälle sei Alkohol im Spiel gewesen. Weitere 14 Prozent dieser Unfälle hatten Ursachen wie einhändiges Fahren, Ablenkung oder starkes Abbremsen.

Deutlicher Zuwachs der Scooter-Unfälle

Die Studie der Stiftung basiert auf der detaillierten Auswertung der Verläufe von mehr als 10.000 Unfällen mit Scootern in zehn Bundesländern in den Jahren zwischen 2021 und 2024. Sie verzeichnet in dieser Zeit einen starken Zuwachs der Unfallzahlen von knapp 4.900 auf knapp 10.900. 

Dazu passen die Zahlen des Statistischen Bundesamtes: Demnach hat sich die Zahl der E-Scooter-Unfälle allein 2024 bundesweit im Vorjahresvergleich um mehr als ein Viertel auf fast 12.000 erhöht. 27 Menschen kamen ums Leben.

Größere Räder gegen Hängenbleiben am Bordstein

Brockmann fordert dagegen ein Mindestalter von 15 Jahren für die Fahrer und technische Verbesserungen an den Rollern. Vor allem müssten die bisher üblichen Acht-Zoll-Räder durch mindestens zehn Zoll große Räder ersetzt werden, um die Stabilität zu erhöhen und Stürze etwa durch Hängenbleiben an Bordsteinen zu vermeiden, sagte der Unfallforscher. 

Bisher ist Scooter fahren ohne jeden Nachweis von Kenntnissen der Straßenverkehrsordnung erlaubt, wie Brockmann bemängelte. Es müsse mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung oder ein Mopedführerschein AM verlangt werden. Brockmann fordert außerdem schärfere Polizeikontrollen auf Alkohol. 

Viele Verunglückte hätten gar nicht fahren dürfen

Immerhin rund fünf Prozent der verunglückten Scooter-Fahrer seien nach den Daten der Björn-Steiger-Stiftung unter 14 Jahre alt gewesen, hätten also gar nicht mit den Rollern fahren dürfen. Hier könne man Scooter-Verleiher verpflichten, in die Mietapps einen Altersnachweis einzubauen, sagte Brockmann.

Für eine immer wieder geforderte Helmpflicht auf dem Scooter sah der Forscher aber keine ausreichende Datengrundlage - was ihn nicht davon abhalte, den Helm nachdrücklich zu empfehlen, sagte Brockmann. 

Blinkerpflicht ab 2027 geplant

Die vom Bundeskabinett bereits gebilligte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung für Scooter könnte um die Vorschläge ergänzt werden, schlug der Forscher vor. Die Verordnung sieht bereits höhere Bußgelder für das Fahren auf Gehwegen und eine Blinkerpflicht ab 2027 vor. Außerdem sollen Kommunen angehalten werden, feste Stellplätze für Miet-E-Scooter auszuweisen. Die Verordnung kommt im nächsten Schritt in den Bundesrat.

Laut den jüngsten Zahlen des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gab es 2023 rund 780.000 private E-Scooter - 37 Prozent mehr als im Vorjahr. Hinzu kamen rund 210.000 Leihfahrzeuge, deren Zahl ebenfalls zunahm. Zusammen waren das knapp eine Million Fahrzeuge. 

Instabil auch beim Crash-Test

Vor allem beim Nutzen der Leihfahrzeuge könne es gefährlich werden, weil die Fahrer mit den geliehenen Scootern wenig vertraut seien, sagte Brockmann. Wie instabil Scooter sein können, zeigte sich nicht zuletzt beim Crashtest: Die Unfallforscher brauchten zahlreiche Versuche bis zu einem realistischen Crash. Immer wieder sprang vorher der wackelige Scooter aus der Schiene, die die Forscher aufgebaut hatten.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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