Tattoos - Riskante Körperzierde

KARLSRUHE Knapp ein Fünftel der Menschen in westlichen Industrienationen sind tätowiert. Experten haben jetzt die Farben, die durch die Nadel in die Haut gestochen werden, untersucht. Dabei kam heraus, dass viele davon gesundheitsgefährdend sind.
Das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Karlsruhe hat 38 verschiedene rote, orange und gelbe Tätowierfarben auf ihre Inhaltsstoffe überprüft. Dabei wurde bei einem Drittel der untersuchten Farben verbotene Substanzen gefunden. Sieben davon enthielten sogar gesundheitsschädliche Stoffe. In 25 Tätowierfarben waren zudem Farbstoffe, die gemäß der Verordnung zwar nicht verboten, für diesen Verwendungszweck aber nicht gedacht sind, wie beispielsweise technische Farben für Autolacke. Lediglich bei fünf Prozent der Farben wurden keine bedenklichen Bestandteile nachgewiesen. Prinzipiell sind bunte Farben problematischer als schwarze.
Bei einer Tätowiermesse im September 2010 in Reutlingen wurde eine Vielzahl von Tattooständen kontrolliert. Laut Bericht der CVUA haben viele Tätowierer die Sachverständigen dabei auf die problematische Marktsituation hingewiesen: Der Internethandel mit Billigwaren aus dem Ausland gewinnt eine zunehmend stärkere Bedeutung, weil sich Kunden mit Dumpingpreisen locken lassen. Wie die CVUA herausfand, reichen die Angebote für Tätowierfarben im Internet von professionellen Anbietern, über Hersteller aus China, die nur wenige Angaben zu ihren Farben liefern, bis hin zu privaten Anbietern, die anscheinend Selbstabfüllungen weiterverkaufen.
Der Gesundheitsexperten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen Kai Vogel rät deshalb, wer sich ein Tattoo stechen lassen will, sollte beim Tätowierer nachfragen, was für Farben er verwendet.
Baden-Württembergs Verbraucherschutzminister Rudolf Köberle (CDU) verlangt strengere Regeln: „Die Sicherheitsbewertung von Tätowierfarben muss zur Pflicht gemacht werden, bevor diese mit der menschlichen Haut in Berührung kommen.”
Auch die Tätowierer äußerten den Wunsch nach strengren Regulierungen, um selbst besser vor Regressansprüchen geschützt zu sein.
Bislang gibt es noch keine Erkenntnisse über die Langzeitwirkungen von Tätowiermitteln, sagte Köberle. Allerdings seien Farbstoffe in den Lymphknoten tätowierter Menschen nachgewiesen worden. Hier bestehe die Gefahr, dass sich daraus Tumore entwickeln.