Täter kündigte Amoklauf im Internet an

Zur Stunden gibt Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) auf einer Pressekonferenz in Waiblingen neue Details zum Amoklauf von Winnenden bekannt. Demnach hat er seine Tat in der Nacht zuvor in einem Internet-Chatroom angekündigt.
von  Abendzeitung
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STUTTGART/WINNENDEN - Zur Stunden gibt Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) auf einer Pressekonferenz in Waiblingen neue Details zum Amoklauf von Winnenden bekannt. Demnach hat er seine Tat in der Nacht zuvor in einem Internet-Chatroom angekündigt.

Der Amokläufer von Winnenden hat nach Angaben von Rech in der Nacht vor der Tat im Internet einen Hinweis auf die Tat gegeben. „Ich meine es ernst, Bernd – ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen“, habe ein Unbekannter gegen 2.45 Uhr in einem Internetportal geschrieben. Weiter habe es geheißen: „Vielleicht komme ich ja auch davon davon. Ihr werdet morgen von mir hören, merkt euch nur den Namen des Ortes: Winnenden.“ Darauf habe ein Jugendlicher in Bayern seinen Vater hingewiesen, den inzwischen gelöschten Eintrag aber nicht ernst genommen. Dann habe er LOL (Laughing out loud - Chatzeichen für Lachen) daruntergeschrieben.

Laut Rech meldete sich der Vater des 17-Jährigen aus Bayern am Mittwochabend bei der Polizei und berichtete vom Internetchat seines Sohnes, der die Ankündigung nicht ernst genommen habe. Nach der Medienberichterstattung habe er sich dann an seinen Vater gewandt. In den Chatroom sei der Beitrag um 02.45 Uhr eingestellt worden. Darin habe es geheißen: „Scheiße (...) es reicht mir, ich habe dieses Lotterleben satt, immer dasselbe, alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial. Ich meine es ernst, ich habe Waffen hier, ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen. Vielleicht komme ich ja auch davon davon. Ihr werdet morgen von mir hören, merkt euch nur den Namen des Ortes: Winnenden.“

Pornobilder auf dem Computer

Außerdem wurrden auf dem Computer von Tim K. Pornobilder gefunden. Der 17-Jährige habe sich zudem mit Gewaltfilmen beschäftigt, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Siegfried Mahler. Der Jugendliche habe viel Zeit am Computer verbracht. Daneben wurden im Zimmer des 17-Jährigen Horrorfilmen und handschriftliche Aufzeichnungen mit Titeln wie „Tod aus Spaß“ entdeckt.

Der Amokläufer war nach Rechs Worten seit 2008 wegen Depressionen in psychiatrischer Behandlung. Er sei zeitweise auch stationär behandelt worden. Die Therapie sollte in einer Klinik in Winnenden fortgesetzt werden, wurde vom Täter aber abgebrochen. Der 17-Jährige hatte auf seiner Flucht auch einen Mann vor der Klinik erschossen.

Rech sagte weiter, der Amokläufer sei im Umgang mit Schusswaffen sehr geübt gewesen. Er war Gastschütze im Schützenverein seines Vaters. „Ob er selbst Mitglied war, wird abgeklärt.“ Er habe in der Schule 60 Schüsse abgegeben, weitere 44 am Ende seiner Flucht in Wendlingen. Der Vater des Amokläufers habe in seinem Waffenschrank 4600 Schuss Munition verwahrt.

Tatwaffe vorschriftswidrig im Elternschlafzimmer

Der Vater des Amokläufers von Winnenden muss sich möglicherweise wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Grund sei, dass die vom Sohn verwendete Tatwaffe vorschriftswidrig im Elternschlafzimmer lag, sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Siegfried Mahler. Bislang sei der Vater aber lediglich als Zeuge vernommen worden, bislang wurde noch kein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Hans-Dieter Wagner, Leitender Polizeidirektor von Esslingen, bestätigte, dass Tim K. sich selbst gerichtet habe. Er habe sich mit seiner eigenen Waffe erschossen, dafür gebe es Zeugen.

Der Leiter der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Siegfried Mahler, sagte, der 17-Jährige habe zuletzt ein Berufskolleg besucht zur Vorbereitung auf einen kaufmännischen Beruf. Bei Tim K. habe es keine Hinweise auf eine Amoktat gegeben.

Weitere Amokdrohungen

Bei dem Amoklauf am Mittwoch hatte der der 17-jährige Tim K. an seiner früheren Realschule in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) und auf der Flucht 15 Menschen und sich selbst in Wendlingen (Kreis Esslingen) erschossen. Seither gab es in Baden-Württemberg sechs Amokdrohungen. Landespolizeipräsident Erwin Hetger nannte den Bereich Stuttgart sowie die Städte Pforzheim, Ulm, Freiburg, Metzingen und Esslingen. Die Schulen würden verstärkt von der Polizei beobachtet. (dpa/ap/rh)

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