Spiekeroog: Pferdelok auf Schienen
Museumsbahn wird 130 Jahre
Deutschlands einzige Pferdebahn auf der autofreien Nordseeinsel Spiekeroog transportiert seine Fahrgäste seit 1885 bei fast jedem Wetter. Jetzt wird der 130. Jahrestag der Museumsbahn entsprechend gefeiert.
Jeden Tag transportiert Zugpferd "Tamme" Fahrgäste Foto:Spiekeroog Tourismus
Zugpferd "Tamme" trottet täglich drei- bis viermal über die Insel und ist wie viele Rösser und Kutschen zuvor eine Touristenattraktion. Am 9. Juli 1885 rollte erstmalig ein von Vierbeinern gezogener Wagon ab der Dorfmitte über die Schienen in Richtung Herrenstrand. 1,7 Kilometer war die Strecke lang, und die Damen an Bord mussten den Rest zu Fuß gehen, um an ihren, den Frauenstrand zu kommen.
Erst 1912 eröffnete am Westend der erste Familienstrand. Gleisverbindungen in Richtung Wattenmeer folgten, was bei Ebbe eine trockene Angelegenheit war. Da die ankommenden Schiffe jedoch nur bei Flut anlegen konnten, standen die Pferde damals bis zum Bauch im Wasser. Und von 1934 bis 1945 gab es auf Spiekeroog einen Flughafen. Nach der Landung wurden die Passagiere mit der Pferdebahn transportiert, was schon damals weltweit einmalige war.
Bei der alten Strecke ins Watt ging es feucht zu Foto:Spiekeroog Tourismus
Die Pferdebahn in ihrer jetzigen Form gibt es seit 1981. Als Hans Roll, ein großer Eisenbahnfan aus Pforzheim in Baden-Württemberg, von der Einstellung der beliebten Bahn erfuhr, organisierte er aus dem Stuttgarter Straßenbahnmuseum einen offenen Sommerpferdewagen, den er am 31. Mai 1981 selbst auf der Nordseeinsel in Betrieb nahm. 1949 wurde die Bahn bis zur geplanten Schließung auf Dieselbetrieb umgestellt, aber ab 1973 wurde wieder gewiehert. Seither sind von März bis Oktober wieder die Pferde im Einsatz, sehr zur Freude der Besucher.
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