Schul-Sicherheit und Waffenrecht: Was hat sich in Deutschland getan?

Während die Schulen in Newtown am Montag geschlossen blieben, fragt sich Deutschland, was eigentlich nach Erfurt und Winnenden passiert ist  
V. Assmann |
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Während die Schulen in Newtown am Montag geschlossen blieben, fragt sich Deutschland, was eigentlich nach Erfurt und Winnenden passiert ist

München - „Ich denke, dass viele Schüler mit einem mulmigen Gefühl in den Unterricht kamen”, sagt Klaus Wenzel, Präsident des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV). Der Amoklauf von Newtown weckt Erinnerungen an die Amokläufe von Erfurt 2002 und Winnenden 2009. Was hat sich seitdem an deutschen Schulen und im Waffenrecht geändert?
„Es wurde viel getan”, sagt Pädagoge Wenzel. „Schon seit Erfurt herrscht eine höhere Sensibilität, wenn Fremde auf dem Schulgelände sind.” Auch seien die Schulen viel besser gesichert als früher. Vielerorts werden die Schultüren um kurz nach acht verschlossen und jeder, der rein will, muss klingeln. Andere Schulen haben eine Art Hausmeisterlobby, in der ein Erwachsener jeden Ankömmling empfängt.

Zudem gibt es Notfallpläne, die regelmäßig an den Schulen durchgespielt werden. Die Lehrer vereinbaren Codewörter, mit denen im Notfall alle gewarnt werden können. Wenzel erklärt: „Beobachtet etwa der Schulleiter jemand Verdächtigen, veranlasst er unverdächtige Lautsprecherdurchsagen. Hören die Lehrer zum Beispiel den Satz ,Morgen werden die Tafellappen getauscht’, verbarrikadieren sie sich sofort mit den Kindern in den Zimmern.” Das Gegenteil war in Erfurt passiert: Damals waren Menschen in Panik durchs Haus gelaufen – und dem Schützen in die Arme.
„Was wir als Pädagogen nicht wollen, ist, dass sich Schulen in Hochsicherheitstrakte verwandeln”, sagt Wenzel. Er sieht Handlungsbedarf bei den Waffen: „Wenn es weniger Waffen gibt, gibt es auch weniger solche Taten.”

Ganz ähnlich äußerte sich gestern der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD), der für eine Reduzierung der Waffen in Deutschland warb. Vor allem großkalibrige Waffen „braucht niemand”.

Insgesamt drei Mal hat das Parlament seit Erfurt das Waffenrecht verschärft. Einige Maßnahmen: Die Altersgrenzen für Sportschützen und Jäger wurden angehoben. Schützen unter 25 Jahren müssen ein psychologisches Gutachten vorweisen.

Am 1. Januar 2013 geht außerdem das neue zentrale Waffenregister an den Start. Dorthin sollen die bislang 551 lokalen Behörden, darunter das KVR München, nun die Informationen über Waffenbesitzer melden. Am Ende soll feststehen, wie viele Waffen in Deutschland registriert sind und auf welchen Wegen sie ihren Besitzer wechselten. Bislang gehen grobe Schätzungen von sechs Millionen registrierten Waffen aus – und von bis zu 30 Millionen illegalen.

Hardy Schober vom Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden, der seine 2009 Tochter Jana verlor, begrüßt den Schritt, doch der reiche nicht: „Wir brauchen ein Register auf EU-Ebene.” Zudem fordert er mehr Kontrollen und setzt sich ein für neuartige Waffensicherungen, etwa biometrischer Art: Nur der registrierte Schütze könnte dann die Waffe entsichern.

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