Reiseveranstalter: "Es gibt kein Türkei-Problem"

Putschversuch, Anschläge, Massenverhaftungen, Festnahmen von Deutschen: Die Türkei ist zu einem touristischen Krisenland geworden. Urlaub am Bosporus? "Man kann das nicht mit gutem Gewissen machen zurzeit", hatte Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) mitten in der Sommerreisezeit gesagt - auch wenn eine offizielle Reisewarnung des Auswärtigen Amtes ausblieb. Wie steht es aktuell um die Reisezahlen?
Die Türkei (und auch Ägypten) erholt sich, die sinkenden Gästezahlen waren nur von kurzer Dauer. Vor allem bei Last-Minute-Reisen gibt es einen Boom, wie der Münchner Reisekonzern FTI Touristik erkennen kann. Heuer hat das Unternehmen einem Bericht der "Welt" zufolge rund 900 000 Deutsche von 16 Flughäfen aus in die Türkei gebracht, kommendes Jahr sollen es mehr als eine Million Gäste sein. "Wir fliegen dahin, wohin unsere Kunden wollen", sagt Ralph Schiller von FTI Touristik.
Die Hotels sind von bester Qualität, die Preise sehr niedrig, die Gastfreundschaft ausgezeichnet: Viele würden die Türkei als Reiseland kennen, sagt Experte Schiller, oder hätten familiäre Wurzeln dort. Vor allem Eltern mit Kindern hätten Reisen gebucht.
Zudem profitieren die Hotels an der Türkischen Ägäis und Riviera von Urlaubern aus Russland und der Ukraine. "Das Geschäft mit diesen Kunden ist vom Volumen allein dreimal so groß wie der gesamte deutsche Markt", sagt FTI-Chef Dietmar Gunz. "Die Hotels waren alle voll im Sommer." Er behauptet: "Es gibt kein generelles Türkei-Problem."
So sieht es auch Konkurrent Tui. "Die Türkei erreichte in diesem Sommer bei der Gästezufriedenheit den ersten Platz aller weltweiten Reiseziele mit Höchstwerten in allen Punkten", sagte eine Sprecherin des Reisekonzerns der "Welt". Tui sagt, in der Türkei gebe es das beste Preis-Leistungs-Verhältnis im Mittelmeerraum.
Auch Ägypten erlebt laut Ralph Schiller von FTI "ein beispielloses Comeback". Dort hätten sich die Gästezahlen heuer fast verdoppelt.
Was ist mit der Sicherheit in den beiden von Terrorattentaten gebeutelten Ländern? Tourismus-Forscher Torsten Kirstges sagt, dass das Risiko eines Anschlags in der Türkei nicht unbedingt höher sein dürfte als in vielen anderen Ländern. "Opfer eines Anschlags kann man auch im hohen Norden Europas werden."