Warum die Rauhnächte perfekt sind, um Ballast abzuwerfen und neu zu beginnen

Die Rauhnächte bieten Gelegenheit, überlebte Konzepte zu verabschieden, Altes loszulassen, Unerledigtes zum Abschluss zu bringen und aufrichtig zu verzeihen. Uns selbst und anderen. Die Rauhnächte verheißen die Wiederkehr der Sonne und des Lichts. Und sie sind eine gute Gelegenheit, zur Ruhe zu kommen. Gerade im Alpenraum haben sie eine lange Tradition.
Martina Artmann |
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Das Räuchern ist ein uraltes Ritual, das Geister vertreiben und die Energie von Räumen reinigen soll.
Das Räuchern ist ein uraltes Ritual, das Geister vertreiben und die Energie von Räumen reinigen soll. © ninelutsk

Jedes Jahr um die Zeit der längsten Nacht auf der nördlichen Halbkugel beginnen die zwölf sogenannten heiligen Rauhnächte. Dieser dunklen Zeit wird in einigen Traditionen in Europa ganz besondere Bedeutung beigemessen, markiert sie doch einen Wendepunkt und die lang ersehnte Rückkehr des Lichts.

Speziell im Alpenraum haben sich bis in die heutige Zeit verschiedene Bräuche und Rauhnacht-Rituale erhalten. Der Volksglaube besagt, dass in der Zeit um die Rauhnächte die Tore zur Anderswelt weit geöffnet seien, man schnell in Kontakt mit Ahnen und Verstorbenen treten könne und man Einlass in spirituelle Welten erhielte.

So ist es auch heute noch in einigen Alpenregionen üblich, Haus und Hof zu säubern, mit Räucherritualen Böses abzuwehren und Vergangenes abzuschließen. Die magischen Rauhnächte mit ihren überlieferten Traditionen laden uns ein, die Zeit zwischen den Jahren zu nutzen, um zur Ruhe zu kommen, sich zu zentrieren und neu auszurichten. Sie können eine willkommene Hilfe sein, das herausfordernde Jahr 2020 zu verabschieden, um dem kommenden Jahr mutig und voller Zuversicht zu begegnen.

Nach Ablauf der zwölf Nächte, getragen von wirkmächtigen Ritualen, können wir loslassen und unser Herz und Sein dem Licht eines neuen Morgens öffnen.

Woher der Name Rauhnacht stammt

Der Ursprung des Namens "Rauhnächte" (bzw. Raunächte) ist noch nicht eindeutig geklärt. Es scheint, als würde der Begriff sich auf das kalte, karge und ziemliche raue Wetter in der dunklen Jahreszeit beziehen.

Gleichzeitig waren die zwölf Rauhnächte für unsere Vorfahren auch eine Zeit, in der den Tieren auf den Höfen eine besondere Bedeutung zukam. Und so lässt sich über das Wort "rauh" (mittelhochdeutsch für "ruch" = haarig) ein Bezug zum Tierfell herstellen. An anderer Stelle ist der Name Rauchnächte überliefert, der sich mit der reinigenden Räucherung von Haus, Hof und den Stallungen in Zusammenhang bringen lässt.

Wann beginnen sie, wann enden sie?

Jedes Jahr um die Wintersonnenwende, wenn die Sonne ihren Tiefststand erreicht hat, beginnen die zwölf heiligen Rauhnächte. Sie starten in der Nacht vom 24. auf 25. Dezember und enden in der Nacht vom 5. Januar auf den 6. Januar, jeweils von 0 bis 24 Uhr. Wer bereits die Rückkehr der Sonne, also den 21. Dezember, mit kraftvollen Ritualen begehen möchte, kann dies natürlich individuell bestimmen.

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Letztendlich hält das Weisheitswissen unserer Vorfahren Rituale bereit, um tiefe Wandlungsphasen einzuleiten, die – getragen von innerer Weisheit – zu jeder Zeit ihre magischen Kräfte entfalten können.

Warum zwölf Rauhnächte?

Die zwölf Nächte haben ihren Ursprung in einer alten Tradition, noch vor Beginn unserer gregorianischen Zeitrechnung (1582), die sowohl das Mond- als auch das Sonnenjahr berücksichtigt. Ein Mondjahr setzt sich aus 12 Mal 29,53 Tagen (Spanne von Neumond zu Neumond) zusammen und besteht somit aus 354 Tagen – während ein Sonnenjahr 365 Tage zählt. So ergibt sich zwischen Sonnen- und Mondjahr eine Differenz von genau elf Tagen und zwölf Nächten.

An diesen Tagen, hieß es, schienen die weltlichen Gesetze außer Kraft gesetzt und galten demnach als ein mythischer, geheimnisvoller Zeitraum – die magischen Rauhnächte eben.

Überlieferungen zu Rauhnächten

Um die Rauhnächte ranken sich allerlei unheimliche Geschichten, denn mancherorts galten diese Nächte als außerordentlich gefährlich. Es hieß, dass in dieser Zeit die Tore zur Anderswelt weit geöffnet seien. Dadurch könne man, ob gewollt oder ungewollt, in Kontakt mit Verstorbenen und Geistern treten. Nach germanischer Überlieferung galoppierte Odin während der Rauhnächte auf seinem achtbeinigen Ross über den Himmel, gefolgt von seinem wilden Reiterheer, und verbreitete Angst und Schrecken.

Es gab Gebote und Verbote für diese Nächte. Und man war bedacht, diese auch einzuhalten. So sollte man keinerlei schwere Arbeiten in Haus und Hof verrichten. Es war verboten, weiße Wäsche zu waschen und aufzuhängen, da sich umherirrende Geister darin verfangen könnten.

Wichtig sei es außerdem, gemachte Versprechen einzulösen, Schulden zu begleichen und keinerlei unerledigte Angelegenheiten mit ins neue Jahr zu nehmen. Es hieß, dass Träume, die man in den einzelnen Nächten träumte, im jeweils zugeordneten Monat des neuen Jahres in Erfüllung gingen. So galt die Rauhnachtzeit als Seelenzeit – die mit Ehrfurcht, Einkehr und in Ruhe verbracht wurde. Für unsere Ahnen war es eine besonders magische Zeit. Die archaische Volksmagie und die Brauchtümer der damaligen Zeit waren unseren Vorfahren Stütze und Halt, um den widrigen Umständen zu trotzen, um Dämonen abzuwehren und Haus und Hof zu schützen.

Durch Magie gestärkt, wappneten sie sich mit Zuversicht auf die baldige Wiederkehr des Lichts und der lebensspendenden Sonne.

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Rituale: Volksmagie und Aberglaube?

Bereits in vorchristlicher Zeit weihten Menschen die Rauhnächte den himmlischen Mächten und Göttern. Wenn das weite Land mit Schnee überzogen war, in den Seen das Wasser gefror und in kalten Winternächten die Stürme an den Fensterläden rissen, rückte man in den Hütten enger zusammen. Die rauen und unberechenbaren Naturkräfte flößten den Menschen Angst ein – und so versuchte man, die Geister der Ahnen und der mächtigen Gottheiten mit Opfergaben und Ritualen milde zu stimmen. Man bat um ein günstiges Schicksal, denn über allem thronte die Frage nach der Zukunft, nach der Rückkehr des Sonnenlichts und was das kommende Jahr bringen würde. 

Im Schutz der Familie, am wärmenden Feuer, erzählte man sich überlieferte Geschichten von geheimnisvollen Begebenheiten, von der wilden Jagd und unberechenbaren Mächten. Magische Gebete und Zaubersprüche dienten als einfache Schutzformel, um böse Dämonen fernzuhalten, und reinigende Räucherungen waren fester Bestandteil der Rituale während der Rauhnächte.

Das Räuchern ist ein uraltes Ritual, das Geister vertreiben und die Energie von Räumen reinigen soll.
Das Räuchern ist ein uraltes Ritual, das Geister vertreiben und die Energie von Räumen reinigen soll. © ninelutsk

Amulette und Heilkräuter gegen Geister oder Krankheiten galten gleichsam als magische Medizin und Schutz vor Unheil. So sollten rituelle Handlungen helfen, Ersehntes herbeizuwünschen und Unerwünschtes zu bannen. Ob Flüche, Kräuter, Schutzamulette oder Beschwörungen: Alles sollte helfen, die Furcht vor dämonischen Mächten und ewiger Dunkelheit zu vertreiben.

2025: Abschließen, verzeihen, loslassen

Zeiten des Übergangs sind Zeiten, an denen man an einer Schwelle zu stehen scheint. Das alte Jahr ist noch nicht ganz abgeschlossen und das neue steht einem unbekannt bevor. Die Rauhnächte bieten eine Möglichkeit, mit seiner inneren Stimme in Kontakt zu treten. Sie geben Gelegenheit, um sich zu fokussieren und sich Gedanken zu machen – über verdrängte Bedürfnisse und Wünsche, verlorene Hoffnungen und uneingestandene Ängste.

Wer sich durch Kontemplation und Stille seiner (Un-)Tiefen bewusst wird, kann in seinem Leben aufräumen und schafft Klarheit und Weite, aus der das Neue hervortritt. In der Zeit der langsamen Rückkehr der Sonne, lohnt es sich innezuhalten, um sich aus dem Trubel zurückzuziehen, dabei Träumen und Visionen Zeit und Raum zu geben.

Der erneuernde Zyklus der Rauhnächte bietet Gelegenheit, überlebte Konzepte zu verabschieden, Altes loszulassen, Unerledigtes zum Abschluss zu bringen und aufrichtig zu verzeihen. Uns selbst und all den anderen. Diese besondere Zeitqualität kann unseren Mut und unsere Zuversicht stärken und lässt uns unsere spirituelle Natur erfahren.

Rituale und ihre transformierende Kraft

Rituale helfen, den Prozess des Wandels aktiv zu gestalten, um über eine Schwelle zu treten. Das alte Wissen unserer Ahnen und die Wandel-Kraft von Ritualen wird uns unterstützen, der "Neugeburt" der eigenen Persönlichkeit vertrauensvoll entgegenzusehen.

Das Neue, noch Unbekannte muss durch das Ablösen des Alten transformiert werden, um ans Licht zu treten. Ungeahnte Fähigkeiten, unterentwickelte Talente und stimmigere Beziehungen sind nicht selten das Geschenk von absichtsvoll gestalteten Ritualen. Sie geben der Seele Raum, um mutig verschlossene Türen zu durchschreiten und mit Offenheit neue Perspektiven zu begrüßen. Wir schließen Frieden in uns – und das bedeutet Frieden für die Welt.

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