Party für Rekordpapst: Seligsprechung im Eiltempo

Karol Wojtyla wird in Rekordzeit seliggesprochen: Sechs Jahre nach seinem Tod wird er am Sonntag (1. Mai) in Rom zur Ehre der Altäre erhoben.
dpa |
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«Heilig sofort» - mit einem Transparent fordern Gläubige auf dem Petersplatz im Vatikan bei der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. eine sofortige Selig- und Heiligsprechung (Archivfoto vom 08.04.2005).
dapd «Heilig sofort» - mit einem Transparent fordern Gläubige auf dem Petersplatz im Vatikan bei der Trauerfeier für den verstorbenen Papst Johannes Paul II. eine sofortige Selig- und Heiligsprechung (Archivfoto vom 08.04.2005).

Rom - Er war ein Papst der Rekorde und historischen
Ereignisse: Kein anderer Pontifex brach zu so vielen Reisen auf,
nahm so viele Heilig- und Seligsprechungen vor. Das Pontifikat von
Johannes Paul II. war das zweitlängste der Kirchengeschichte, er
besuchte als erster Papst eine Synagoge und eine Moschee, sein
Beitrag zum Fall des Kommunismus ist unbestritten. Es passt also zu
Karol Wojtyla, dass er in Rekordzeit seliggesprochen wird: Sechs
Jahre nach seinem Tod wird er am Sonntag (1. Mai) in Rom zur Ehre
der Altäre erhoben.
 
 Viele Katholiken hatten ihr Urteil schon unmittelbar nach dem Tod
Johannes Pauls II. gefällt: Bei der Beerdigung des Polen am 8. April
2005 auf dem Petersplatz forderten zahlreiche Pilger auf
Transparenten oder mit Sprechchören die sofortige Heiligsprechung
des Papstes: „Santo subito!“
 
 Diesen Wunsch erfüllte der Vatikan den Gläubigen zwar nicht, das
komplizierte kirchliche Seligsprechungsverfahren wurde aber im
Eiltempo eingeleitet, der neue Papst Benedikt XVI. hob dafür die
vorgeschriebene fünfjährige Wartezeit auf. Mitte Januar vermeldete
der Vatikan den erfolgreichen Abschluss des Verfahrens.
 
Dreitägige Feier
 

 Die Feierlichkeiten zur Seligsprechung Wojtylas werden drei Tage
dauern. Sie beginnen am Samstagabend mit einem Nachtgebet im Circus
Maximus, zu dem Benedikt XVI. per Videoübertragung zugeschaltet
wird. Die ganze Nacht über bleiben acht Kirchen im Zentrum Roms zum
Gebet geöffnet.
 
 Die eigentliche Seligsprechung ist dann für Sonntagvormittag
(10.00 Uhr) geplant und wird von Papst Benedikt auf dem Petersplatz
zelebriert. Unmittelbar nach der festlichen Zeremonie sollen die
Pilger Gelegenheit bekommen, den sterblichen Überresten des neuen
Seligen vor dem Papstaltar im Petersdom die Ehre zu erweisen – die
Basilika soll geöffnet bleiben, bis der letzte Pilgerstrom versiegt.
 
 Am Montag folgt eine Dankesmesse auf dem Petersplatz (10.30 Uhr)
mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Später wird der Sarg
des Papstes, der ursprünglich in den Vatikanischen Grotten lag,
unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Petersdom beigesetzt, ganz in
der Nähe der „Pietà“, der berühmten Skulptur Michelangelos.
 
Wunder erforderlich
 
 Neben vielen hohen kirchlichen Würdenträger werden auch
Prominente aus Politik und Gesellschaft in Rom erwartet, darunter
das belgische Königspaar Albert II. und Paola sowie die
Regierungschefs mehrerer Länder. Die Bundesregierung soll
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) vertreten.
 
 Unter den Gläubigen wird auch die französischen Ordensschwester
Marie Simon-Pierre sein, die auf Fürsprache von Johannes Paul II.
von ihrer Parkinson-Erkrankung geheilt worden sein soll. Ihre
Heilung wurde nach der Erforschung durch eine Ärztekommission zum
Wunder erklärt – und ein Wunder ist eine Voraussetzung für eine
Seligsprechung.
 
 Darüber hinaus werden sich Pilger aus aller Welt auf den Weg nach
Rom machen. Laut Schätzungen der Stadt könnten es ein bis zwei
Millionen werden, einige Medien mutmaßen dagegen, das Interesse
werde weit hinter den Erwartungen zurückbleiben.
 
Neue Internetangebote
 
 Rom rüstet sich jedenfalls für einen Massenansturm. Ein
Großaufgebot an Sicherheitskräften wird im Einsatz sein, öffentliche
Verkehrsmittel sollen häufiger und länger fahren, Großleinwände zur
Übertragung der Feierlichkeiten werden aufgestellt, Öffnungszeiten
von Museen ausgedehnt, die Eintrittspreise gesenkt. Das Römische
Pilgerwerk hat einen „JPII Special Pass“ aufgelegt.
 
 Wer es nicht nach Rom schafft, kann die Feier am Sonntag auch
live im Fernsehen verfolgen – oder die neuen Internetangebote
nutzen, mit denen der Vatikan zur Seligsprechung aufwartet: Sechs
Jahre nach seinem Tod hat Johannes Paul II. eine eigene
Facebook-Seite und einen Twitterkanal erhalten. In diesem Punkt
allerdings hinkt der medienaffine Rekordpapst aus Polen seinem
zurückhaltenden deutschen Nachfolger hinterher: Benedikt XVI.
verfügt laut Radio Vatikan schon länger über eine Facebook-Seite.

 

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