Neue Hygiene-Panne am Klinikum Fulda
Im Klinikum Fulda sind Patienten mit nicht sterilisiertem OP-Besteck operiert wurden - nur drei Monate nach einer anderen Hygiene-Panne. Nach Angaben des Klinikums waren mindestens zwölf Patienten betroffen.
Fulda - Wie das passieren konnte, sei noch unklar, sagte Klinikvorstand Harald Jeguschke am Freitag. Offenbar habe ein Mitarbeiter einen Fehler gemacht. Erst im Januar war OP-Besteck schmutzig aus der Sterilisation gekommen.
Nach derzeitigem Stand "müssen wir von menschlichem Versagen der höchsten Stufe ausgehen", sagte der Klinikchef nun. Die genaue Zahl der betroffenen Patienten stehe noch nicht fest. Sie seien zwischen dem 31. März und dem 5. April operiert worden. Eine wachsame OP-Schwester hatte die Panne aufgedeckt. Schlimme Folgen für die Patienten habe das Versehen wohl nicht, hieß es.
Die Staatsanwaltschaft in Fulda leitete erste Ermittlungen ein. "Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen Verantwortliche des Klinikums wegen Verstoßes gegen das Medizinproduktegesetz", sagte Staatsanwalt Harry Wilke. Die Behörde sei vom Regierungspräsidium Kassel informiert worden. Jeguschke griff seine Mitarbeiter hart an: "Was passiert ist, lässt an der medizinischen und pflegerischen Professionalität zweifeln", sagte er der "Fuldaer Zeitung".
Bei der Panne Anfang des Jahres hatten auf den Scheren, Zangen und Klemmen, die nach dem OP-Gebrauch gereinigt werden sollten, unter anderem Flugrost und Blutreste geklebt. Hunderte von Operationen mussten abgesagt werden, es entstand ein Verlust von mindestens einer Million Euro. Die Zentralsterilisation war Mitte Januar geschlossen und später neu eröffnet worden. Jeguschke betonte, der neue Fall habe nichts mit dem vorigen Skandal zu tun.
Die nun betroffenen Siebe und Einzelinstrumente seien zwar gereinigt und desinfiziert worden, sagte Jeguschke. Das Material sei aber "am Sterilisator vorbei" zurück in die jeweiligen Fachgebiete gegeben worden. Derzeit lägen "keine Erkenntnisse über etwaige Komplikationen" bei den Patienten vor, wurde der Vorstand der Krankenversorgung, Winfried Fassbinder, in einer Mitteilung des Klinikums zitiert. Es sei "eher wahrscheinlich", dass sie keinen Schaden genommen haben.
Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU), der Aufsichtsratschef der Klinik ist, sprach von "erheblichem Fehlverhalten". Es müsse geklärt werden, "warum die Kontrollmechanismen nicht funktioniert haben". Der Aufsichtsrat werde sich am Wochenende zu einer Sondersitzung treffen.
Nach dem Skandal in Fulda Anfang 2011 war vor kurzem auch im Klinikum in Kassel verunreinigtes OP-Besteck entdeckt worden.
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