Nach den Terrordrohungen: Sicherheitsexperten sind alarmiert
BERLIN - Sicherheitsexperten nehmen die jüngsten Drohungen von Terrorchef Osama Bin Laden und den Taliban sehr ernst. Geheimdienstler gehen bereits der Frage nach: „Wann, wo und wie werden die Terroristen in Deutschland zuschlagen?"
Die Videobotschaften von Terrorchef Osama Bin Laden und den Taliban haben eine neue Dimension erreicht. Sie sind so konkret wie noch nie. Im Hintergrund: Bilder vom Brandenburger Tor, der Skyline von Frankfurt - und der Wiesn in München. Sind das mutmaßliche Ziele der Terroristen?
Terroristen sollen bereits in Deutschland sein
Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten wird es tatsächlich „eng“ für die Bundesrepublik. Das erklärten Geheimdienstler der Nachrichtenagentur ddp am Wochenende in Berlin. Sie gehen bereits der Frage nach : „Wann, wo und wie könnten die Extremisten zuschlagen?“ Es wird vermutet, dass sich islamistische „Kämpfer“ bereits in der Bundesrepublik aufhalten.
Droh-Video so konkret wie nie
Der deutschsprachige Taliban-Kämpfer „Ajjub“ droht Deutschland im Internet mit Vergeltung für den Einsatz in Afghanistan. Sicherheitsbeamte sprechen von dem bisher „konkretesten Drohvideo“ gegen Deutschland. Darin werden als Anschlagziele das Brandenburger Tor in Berlin, der Hamburger Hauptbahnhof, das Münchner Oktoberfest, der Kölner Dom und die Frankfurter Skyline eingeblendet. Auch Innenminister Wolfgang Schäuble und Verteidigungsminister Franz Josef Jung werden gezeigt.
Geheimdienst stochert im Nebel
Es könnte sich bei den Terrorbotschaften aber auch um ein Verwirrspiel handeln. Die Geheimdienste befürchten, dass die Islamisten an ganz anderen Orten zuschlagen und ihre Angriffe gegen ganz andere Persönlichkeiten richten, als jene, die sie in ihren Drohbotschaften genannt haben. Auch in der letzten Phase vor der Bundestagwahl „stochern wir im Nebel“, sagte ein hoher Geheimdienstexperte.
Terroristen müssen agieren - um glaubhaft zu bleiben
Osama Bin Laden und die anderen Terroristen haben sich nach Einschätzung der Geheimdienstler mit ihren massiven Drohungen selbst in „Zugzwang“ gebracht. Sollte es sich nämlich nur um einen „Propagandafeldzug“ gegen die Deutschen handeln, um sie vor der Bundestagswahl zu verunsichern und umzustimmen, würden sich die Islamisten dem Vorwurf der „Schwachheit und Unglaubwürdigkeit“ ausliefern, analysierten die Geheimdienstler. Sie würden sich sogar der „Lächerlichkeit“ preisgeben, weil ihre Drohungen ausschließlich als „Worthülsen“ gewertet werden könnten, sagte ein Verfassungsschützer in Berlin. Diese Überlegungen würde das Anschlagsrisiko noch erhöhen.
AZ/ddp