"Klimaterroristen" zu "Unwort des Jahres" 2022 gekürt

Der Ausdruck fiel im zurückliegenden Jahr in der Debatte um die Proteste von Klimaaktivisten. Die Verwendung des Begriffs rügt nun eine Jury.
AZ/dpa |
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Die Jury der sprachkritischen Aktion kritisiert mit dem Ausdruck die Gleichsetzung von Klimaaktivisten mit Terroristen.
Die Jury der sprachkritischen Aktion kritisiert mit dem Ausdruck die Gleichsetzung von Klimaaktivisten mit Terroristen. © Sebastian Gollnow/dpa

Marburg - Das "Unwort des Jahres" 2022 lautet "Klimaterroristen". Das gab die sprachkritische "Unwort"-Aktion am Dienstag in Marburg bekannt.

Unwort Klimaterroristen: Einsatz für Klimaschutz wird so diskreditiert 

Der Ausdruck sei im öffentlichen Diskurs benutzt worden, um Aktivisten und deren Proteste für mehr Klimaschutz zu diskreditieren, begründete die Jury ihre Wahl. Sie kritisierte die Verwendung des Begriffs, weil Aktivistinnen und Aktivisten mit Terroristen "gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden".

Zur Kür des "Unworts des Jahres" 2022 gingen unter anderem Vorschläge wie "Spezialoperation", "Sondervermögen" und "Klima-Terroristen" ein.
Zur Kür des "Unworts des Jahres" 2022 gingen unter anderem Vorschläge wie "Spezialoperation", "Sondervermögen" und "Klima-Terroristen" ein. © Stephan Jansen/dpa

Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, rügte die Jury. Die seit 1991 stattfindende "Unwort"-Wahl soll auf einen unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam machen und so für einen bedachten Umgang mit Begriffen sensibilisieren.

Unwort des Jahres 2022: Auch "Sozialtourismus" unter den Top drei

Auf Platz zwei setzte die mehrheitlich aus Sprachwissenschaftlern bestehende Jury den Ausdruck "Sozialtourismus", der 2013 zum "Unwort" gekürt worden war. CDU-Chef Friedrich Merz hatte das Wort im vergangenen September im Zusammenhang mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine verwendet und sich später dafür entschuldigt.

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Die Jury sah in dem Wortgebrauch "eine Diskriminierung derjenigen Menschen, die vor dem Krieg auf der Flucht sind und in Deutschland Schutz suchen". Zudem verschleiere das Wort ihr prinzipielles Recht darauf.

Unwort des Jahres: "Klimaterroristen" löst "Pushback" ab

Auf Platz drei kam die Formulierung "defensive Architektur", die als irreführend und beschönigend kritisiert wurde. Der Ausdruck bezeichnet eine Bauweise, die verhindert, dass sich etwa Wohnungslose länger an öffentlichen Orten niederlassen können.

Das "Unwort des Jahres" wurde nach verschiedenen Kriterien aus Vorschlägen ausgewählt, die Interessierte bis zum 31. Dezember 2022 eingereicht hatten. Insgesamt gab es 1476 Einsendungen mit 497 verschiedenen Begriffen, von denen knapp 55 den Kriterien der Jury entsprachen.

In Frage kommen Worte, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Bei der "Unwort"-Kür kommt es nicht darauf an, wie oft ein Begriff vorgeschlagen wurde. 2021 war die Wahl auf "Pushback" gefallen.

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5 Kommentare
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  • Ali Kante am 10.01.2023 13:46 Uhr / Bewertung:

    Das ist für mich NICHT das Unwort des Jahres, sondern trifft den Nagel auf den Kopf für das Wort des Jahres. Aber bei der Zusammensetzung der Jury war nichts anderes zu erwarten. Alles politisch gesteuert...

  • Der AndiChrist am 10.01.2023 10:15 Uhr / Bewertung:

    Richtig so, denn es kann ja nicht sein, dass diejenigen, die sich wenigstens ein bisschen für den Klimaschutz einsetzen, vom rechten Mob beleidigt werden. Genauso könnten Ärzte als "Medizinterroristen" oder der ADAC als "gelbe RAF" bezeichnet werden - das geht ja gar nicht.

  • am 10.01.2023 11:59 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der AndiChrist

    Ihre Vergleiche und Ihr scharfsinnigerer Rückschluss sind einfach herrlich. Sehr gut! 😉

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