Kampf um die Mozartkugel: Historiker entdeckt wahren Erfinder

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Eine Serie an Inseraten aus den frühen 1880er-Jahren stellt die Geschichte um die Kultsüßigkeit aus Salzburg auf den Kopf: In der Tageszeitung "Die Presse" habe die Backstube Rudolf Baumanns (heute Confiserie Holzermayr) als Erstes mit der Mozartkugel geworben, wie der österreichische Geschichtsprofessor Gerhard Ammerer der AZ sagt.
Und das bereits neun Jahre vor dem Datum, das die Salzburger Konditorei Fürst als Schöpfungszeitpunkt für die weltbekannte Praline aus Pistazienmarzipan, Nougat und dunkler Kuvertüre angibt.
Mozartkugeln mindestens neun Jahre früher erfunden
Die Mozartkugel ist laut Ammerer definitiv älter als 135 Jahre: Er entdeckte im Zuge seiner Recherchen für ein Buch über die Mozartkugel die Inserat-Serien von Rudolf Baumann in den Jahren 1881 und 1883. In der ersten werden die Kugeln als "hochfeine Schokolade-Bonbons" beworben, die ab 25 Stück geliefert werden können. In der zweiten ist die Rede davon, dass die Kugeln bereits seit mehreren Jahren hergestellt werden.
"Den genauen Zeitpunkt der Erfindung können wir leider nicht sagen", sagt Ammerer. Aber es dürfte vermutlich 1880 oder sogar Ende der 1870er-Jahre gewesen sein. Laut Ammerer galt Holzermayr bislang als Nachmacher. "Sie haben jetzt natürlich ein Interesse daran, dass die Story neu erzählt wird", sagt Ammerer.

Echter Efinder erwägt rechtliche Schritte
Alexander Truschner, der Urenkel von Gründer Josef Holzermayr, erwägt deshalb laut den "Salzburger Nachrichten" rechtliche Schritte und steht bereits in Kontakt mit einem Markenanwalt. Auf der Webseite wirbt das Unternehmen inzwischen damit, dass Baumann die erste Mozartkugel geschaffen habe. Die Confiserie Holzermayr hatte dessen Backstube 1919 übernommen.
Martin Fürst, der die gleichnamige Konditorei heute leitet, beharrt in der "Presse" jedoch darauf, dass seine Familie die Praline erfunden habe. Dies sei das Produkt, das von allen kopiert worden sei. Die Konditorei, die nur wenige Meter von der Confiserie Holzermayr entfernt liegt, bewirbt es deshalb seit den 1970er-Jahren als einzige als "Original Salzburger Mozartkugel".
Die Pralinen werden laut Fürst noch immer nach dem ursprünglichen Rezept hergestellt. Er sagt weiter: "Sollte es zu einer freien Beweisführung kommen, haben wir viel in der Hand."
Laut der Geschichtsprofessorin Ulrike Kammerhofer-Aggermann war damals neu an der Mozartkugel ihre runde Form und der "technisch schwierige Aufbau". Paul Fürst erhielt dafür 1905 bei einer Pariser Ausstellung eine Goldmedaille.
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