Immer mehr Pöbeleien und Gewalt gegen Ärzte
München - Nicht nur krank, sondern auch aggressiv: Immer mehr Patienten pöbeln Ärzte an, machen Druck, bedrohen sie. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Frank Ulrich Montgomery, ist alarmiert: "Fast neun von zehn Hausärzten sind schon Opfer von aggressivem Verhalten ihrer Patienten geworden. Das kann so nicht bleiben. Gewalt gegen Ärzte darf kein Dauerzustand werden."
Der Ärzte-Chef bezieht sich dabei auf eine bundesweite Studie, wonach 91 Prozent der Hausärzte bei der Arbeit schon einmal Opfer von aggressivem Verhalten ihrer Patienten geworden sind. Schwerwiegende Aggression beziehungsweise Gewalt haben nach der Ende 2013 bis Anfang 2015 erarbeiteten Studie 23 Prozent der Hausärzte in ihrer Laufbahn erlebt.
In ihren Praxisräumen fühlt sich zumindest die überwiegende Mehrheit der an der Studie beteiligten Ärzte sicher. Bei Hausbesuchen im Rahmen des Bereitschaftsdienstes sei dies jedoch bei 66 Prozent der Ärztinnen und 34 Prozent der Ärzte nicht der Fall.
"Gewalt gegen Ärzte muss stärker bestraft werden"
Eine Ursache für die zunehmende Zahl von Kollegen, die über aggressives Verhalten von Patienten in Praxen, Kliniken und Notfallambulanzen berichten, "ist die absolute Arbeitsüberlastung, vor allem auch in den Notaufnahmen", so Montgomery weiter.
"Hinzu kommt, dass gerade hier nach Dringlichkeit behandelt werden muss. Da kann es nicht darum gehen, wer als erstes behandelt werden will, sondern wer als erstes behandelt werden muss."
Er fordert die Politik auf, Ärzte besser vor der zunehmenden Aggressivität von Patienten zu schützen. "Es ist das Mindeste, dass diejenigen, die sich tagtäglich für das Wohl ihrer Patienten einsetzen, nicht auch noch Aggressionen und Gewalt ausgesetzt sind."
Montgomery verlangt deswegen von Justizminister Heiko Maas (SPD), das Gesetz zum Schutz von Polizisten und Rettungssanitätern auch auf Ärzte auszuweiten. "Gewalt gegen Ärzte muss stärker bestraft werden als heute." Das Bundeskabinett hatte im Februar beschlossen, dass Polizisten, Retter und Feuerwehrler besser vor Attacken bewahrt werden – mit strengeren Strafen.
So sollen tätliche Übergriffe künftig schon dann mit bis zu fünf Jahren Haft bestraft werden, wenn sie sich gegen Polizisten richten, die mit einfachen Diensthandlungen wie Streifenfahrten und Unfallaufnahmen beschäftigt sind.
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