Heidi und die McModels

Burger und Bikinifigur schließen sich nicht aus. „Ich esse gern Burger, wir sind alle Fans von McDonalds“, meinte Model Christina. Grund: Heidi Klum präsentiert ihre neue Kampagne für McDonalds – und sinniert über Fastfood. Eine andere Topmodel-Anwärterin bedankte sich: „Die Kampagne war eine tolle Erfahrung für mich.“.
Als die Musik verstummt, ist Alexander Mazza einen Augenblick sprachlos. Er sucht nach den richtigen Worten und sagt: „Vielleicht klingt das jetzt ein bisschen abgedroschen, aber ihr seht echt zum Anbeißen aus.“ Nun, damit hat er Recht.
Neben ihm stehen Christina, Wanda und Caro, drei junge, hübsche Frauen, die darauf hoffen, Heidi Klums „next Topmodel“ zu werden. Heute morgen sind sie mit ihr nach München gekommen, um die neue Kampagne für „Chicken Wraps“ vorzustellen und sich mit Heidi das „Making Off“ des neuen Werbeclips anzuschauen, den die „Lifestyle-Ikone“ (Mazza) gedreht hat.
Jetzt, um kurz vor elf, stehen die drei Mädels neben Mazza, lächeln in die Kameras und schauen dabei sehr cool aus. Sehr professionell – genauso, wie sie eben hier auf und ab gelaufen sind.
Andrang wie noch nie zur „Wrap Couture“
Die Musik flirrte, vor den geschlossen Türen drängten sich seit Stunden viele Menschen, die alle rein wollten, hinein, in die McDonald` s Filiale im Tal, die an diesem Vormittag blitzblank gewischt, perfekt ausgeleuchtet, mit einer kleinen Empore für die Fotografen, einer großen Beamerleinwand sowie einem abgetrennten Catwalk ausgestattet ist.
Auf dem zeigen die Nachwuchsmodels zuerst die neue Kollektion der Münchner Designerin Susanne Bommer – Kreationen aus leichter Seide, transparenten Chiffon, lackbeschichteten Jersey – und präsentieren anschließend die „Wrap Couture“. Ja, die heißt tatsächlich so, und ja, Christina, Wanda und Caro stecken tatsächlich in beigen Kleidern, die „ein bisschen gewickelt“ sind, aber eben deshalb so perfekt zu einem Wrap passen, wie Frau Brommer den Journalisten schlüssig erklärt.
Snack und Style, Fashion und Food
Wer an dieser Stelle auch nur ansatzweise die Stirn runzelt, dem ist noch nicht klar, dass Mode und McDonald`s überhaupt perfekt zusammenpassen. Das zumindest beteuert Moderator Mazza, gefühlte 200 mal an diesem Vormittag, wobei er wahlweise auch von „Snack und Style“ bzw. von „Fashion und Food“ spricht und in seine Sätze häufig die Wörter „trendig“, „cool“, „hip“ einstreut. Es soll ja unterhalten. Nicht nerven.
Jetzt, im Nachhinein, muss man sagen, dass Mazzas professionelle Bemühungen ein bisschen unnötig waren. Um ehrlich zu sein: Eigentlich war der ganze Alexander Mazza, ein smarter Kerl, an diesem Vormittag ein bisschen unnötig. Denn die Botschaft brachten die Damen auch so rüber. Auszug aus dem Notizbuch: „Ich esse gern Burger, wir sind alle Fans von McDonalds“ (Christina). Oder: „Die Kampagne war eine tolle Erfahrung für mich.“ (Caro). Und natürlich schließen sich Burger und Bikinifigur nicht aus. Und natürlich darf gerne mehr als Salat gegessen werden, sollte der nächste Wrap nicht greifbar sein, tut es für Christina auch „Jägerschnitzel mit Pommes“. Seitenweise solche Aussagen. Die, kaum zu glauben, von Heidi Klum noch getoppt werden. Klum, ganz Businessfrau im grauen Geschäftsanzug, flirtet erst mit den Fotografen, bezirzt dann Alexander Mazza, und erzählt danach ein bisschen.
Heidi brät gern Hackbällchen
Dass sie beim Dreh öfters das Auto abgewürgt hat, dass ihr die Familie das Wichtigste sei, sie es klasse findet, dass Kinder sich in Deutschen Kindergärten immer die Zähne putzen müssen, dass sie daheim gern Hackbällchen brät, lieber in einen Drive in fährt als im Restaurant zu sitzen, einen Essensplan führt, Männer in kurzen Hosen unerotisch findet, und, gefragt nach Gemeinsamkeiten von Mode und McDonalds und Mädels, den Reportern Sätze voll Weisheit in den Block diktiert. Beispiel? Gern: „Die Mode ändert sich immer, wir Frauen ändern uns immer, und das passt gut zu McDonald`s, weil die auch immer was Neues haben.“ Damit meint Frau Klum jetzt nicht nur die drei neuen Wraps, sondern auch den „Lifestyle“, das „Ambiente“ und die Fähigkeit des Fastfood-Riesen Trends aufzuspüren. In Amerika, hat Frau Klum beobachtet, sei es angesagt den Kaffee einfach „to go“ ins Büro mitzunehmen – das könne man ja hier dank McCafé auch tun.
Ob sie denn immer erkannt werde, wenn sie sich einen Kaffee hole, fragt da Alexander Maza, Heidi Klum antwortet: „Ne, ich werde nicht immer erkannt.“ Da ist Alexander Mazza sprachlos. Für einen Augenblick.
Jan Chaberny