Haider hatte 1,8 Promille

Sein Sprecher bestätigt: Politiker war stark betrunken, als er verunglückte
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Nur noch ein Wrack: der Dienstwagen von Jörg haider nach dem Unfall
dpa Nur noch ein Wrack: der Dienstwagen von Jörg haider nach dem Unfall

Sein Sprecher bestätigt: Politiker war stark betrunken, als er verunglückte

KLAGENFURT Die Staatsanwaltschaft versuchte, das Obduktionsergebnis unter dem Deckel zu halten, doch jetzt wurde bekannt: Der österreichischer Politiker Jörg Haider war bei seinem Unfall stark betrunken. Nach ersten Medienberichten bestätigte gestern Haiders Sprecher und Nachfolger als BZÖ-Chef, Stefan Petzner, dass Haider mit 1,8 Promille ins Auto gestiegen war. „Es ist richtig, dass der Landeshauptmann zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert war. Ich kann und muss das bestätigen“, sagte Petzner. Gleichzeitig appelliert er an die Medien, die Berichterstattung damit „abzuschließen“. Bei dem Unfall sei schließlich niemand verletzt worden, „sondern Jörg Haider selbst hat den höchsten Preis gezahlt, den man zahlen kann, nämlich sein Leben“.

Wenn es nach der zuständigen Staatsanwaltschaft gegangen wäre, hätten die Österreicher gar nichts erfahren von dem Zustand, in dem der Kärtner Landeshauptmann ums Leben kam. „Über die Ergebnisse des toxikologischen Untersuchung werde ich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und aus Rücksichtnahme auf den Verstorbenen keine Angaben machen“, hatte Staatsanwalt Gottfried Kranz noch gestern gesagt.

Ein Blutalkoholwert von 1,8 Promille – ein veritabler Vollrausch. „Man kann das nur ungefähr sagen, aber ein Mann von Größe und Gewicht Jörg Haiders muss mindestens sechs bis acht Halbe Bier getrunken haben, um einen solchen Wert zu erreichen“, sagt ein Münchner Rechtsmediziner der AZ.

Laut deutscher Rechtssprechung gilt ein Autofahrer ab einem Wert von 1,1 Promille als „absolut fahruntüchtig“. Experten stufen 1,8 bereits als ersten Schritt einer Alkoholvergiftung ein. Sehstörungen und starke Gleichgewichtsstörungen sind die Folge. „Das ist eine schwere Intoxikation“, sagt ein Suchtmediziner zur AZ. „Ein Mensch, der nur gelegentlich Alkohol trinkt, hätte schwere Beeinträchtigungen, mit denen er unbedingt auffallen würde: Er würde lallen, er würde stark schwanken. So jemanden müsste man unbedingt am Fahren hindern.“

Besonders aufgefallen war Haider aber offenbar nicht. Seinen letzten Abend hatte er am vergangenen Freitag in einem Nachtclub in Velden am Wörthersee verbracht. Die Agentur Berger hatte zu einer Party anlässlich des Starts eines neuen Klatschmagazins geladen. Gegen 21 Uhr kam Haider – und getrunken hat er angeblich nichts. In dem Club wurden Champagner und Bier gereicht. „Er hat davon nichts angerührt, nicht mal Mineralwasser“, hatte Agenturchef Hansjörg Berger am Tag nach dem Unfall gesagt. Andere Besucher sagen, Haider habe nur kurz am Champagner „genippt“. Gegen 0.30 Uhr verabschiedete sich der Politiker, eine Dreiviertelstunde später prallte sein Auto mit 142 Stundenkilometern gegen einen Betonpfeiler.

Dass Haider dreieinhalb Stunden davor nichts getrunken haben soll hat, scheint dem Suchtmediziner wenig glaubhaft. Auch schließt der Experte auf die Trinkgewohnheiten des 58-Jährigen. „Wer sich mit einem solchen Promille-Wert noch unauffällig verhalten kann, muss ein Spiegeltrinker sein, jemand, der regelmäßig größere Mengen Alkohol trinkt.“ ta

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