Focus: Entwurf zur "Loveparade"-Anklage fertig
Duisburg - Demnach wird gegen zehn oder elf Beschuldigte der Vorwurf der fahrlässigen Tötung erhoben, wie das Magazin unter Berufung auf nicht näher genannte Justizkreise berichtete.
Die Beschuldigten seien Mitarbeiter der Veranstalterfirma und der Stadt Duisburg, die die Techno-Party genehmigt hatte. Ihnen würden eklatante Planungsfehler vorgeworfen. Das Verfahren gegen den Polizeieinsatzleiter werde eingestellt, hieß es weiter.
Der Entwurf werde nun durch den Generalstaatsanwalt in Düsseldorf geprüft. Dies werde bis Januar dauern, berichtete Focus. Die Sprecher der Staatsanwaltschaft Duisburg und der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf wollten den Bericht nicht kommentieren.
Am 24. Juli 2010 waren während einer Massenpanik im Zugangsbereich zum Veranstaltungsgelände 21 junge Menschen erdrückt oder zu Tode getreten worden. Hunderte Besucher wurden verletzt, vermutlich Tausende erlitten in dem Gedränge psychische Schäden. Zum dritten Jahrestag war am Unglücksort eine Gedenkstätte fertiggestellt worden. Eine Gedenktafel und 21 Kreuze stehen im Mittelpunkt der 500 Quadratmeter großen Anlage.
Die Staatsanwaltschaft hatte seit der Katastrophe ermittelt und mehrere tausend Zeugen gehört. Zahlreiche Videos wurden ausgewertet. Zuletzt war gegen 16 Beschuldigte ermittelt worden. Duisburgs Ex-Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) und der Chef des Loveparade-Veranstalters Lopavent, McFit-Unternehmer Rainer Schaller, waren nicht unter den Beschuldigten. Wegen der Dauer der Ermittlungen hatten Hinterbliebene bereits protestiert und endlich Klarheit darüber gefordert, wer für den Tod ihrer Angehörigen verantwortlich ist.
Bisherigen Ermittlungsergebnissen und Gutachten zufolge sind bei der Planung der Techno-Party gravierende Fehler gemacht worden. Der britische Massendynamik-Experte Keith Still hat in einem Gutachten für die Staatsanwaltschaft resümiert, dass es nach dem von der Stadt genehmigten Konzept nicht einmal theoretisch möglich war, das Techno-Fest gefahrlos durchzuführen. Hätten die Verantwortlichen die Besucherströme addiert, hätten sie feststellen können, dass die Zugangsrampe auf das Gelände viel zu klein war, lautet seine Analyse.
"Es verwundert, dass es keinen Angeklagten aufseiten der Polizei gibt", kommentierte Rechtsanwalt Julius Reiter, der mehrere Opfer vertritt, im WDR-Fernsehen den Focus-Bericht. Die Organisation sei unzureichend gewesen. Unverständnis äußerte auch der Sprecher der "Betroffenen Initiative LoPa 2010", Jörn Teich. Die Polizei habe einen großen Anteil an der Katastrophe, sagte er in einem WDR-Interview.