Ey "Babo" - Bitte, wer?

Es steht für "Boss" oder "Anführer": Babo ist das Jugendwort des Jahres 2013, findet der Langenscheidt-Verlag. Zur Wahl standen außerdem "fame", "gediegen" und "in your face". Jugendforscher halten von der Wahl nicht allzu viel.
München - Ein "Babo", was ist das überhaupt, werden Sie sich fragen. Babo kommt aus dem türkischen, es steht für "Boss" oder "Anführer" - und es ist ein sehr beliebtes Wort unter den Jugendlichen. Mit 48 Prozent war es der unangefochtener Favorit der Online-Community aur Jugendwort.de.
"Chabos wissen, wer der Babo ist" - mit diesem Hit vom deutsch-kurdischen Rapper "Haftbefehl", der mit bürgerlichem Namen Aykut Anhan heißt, wurde der "Babo" unter den Jugendlichen zum beliebtesten Wort. Für die Jury des Langenscheidt-Verlags war vor allem bemerkenswert, wie selbstverständlich multi-kulturell und vielsprachig der Alltagsjargon der heutigen Jugend geprägt ist.
Auffällig ist: Der Rapper "Haftbefehl" wurde von Medien öfter wegen seiner antisemitischen Textstellen kritisiert - und so einer bekommt durch die Nominierung zum Jugendwort 2013 natürlich ein großes Stück vom Publicity-Kuchen ab.
Von der Wahl des Jugendwortes des Jahres hält Jugendforscher Wolfgang Gaiser vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) in München nicht viel: „Wenn Spaßformulierungen herausgehoben werden, als ob sie das Sprach- und Denkniveau der Jugend heute wären, verzerrt dies das Bild über die Jugend von heute“, sagte Gaiser. „Wir haben aber eine gut ausgebildete, weltoffene, sprachkompetente Jugend in Deutschland. Und wenn man dann unter solchen komischen Labels den Eindruck erweckt, dass das die Kommunikationsformen wären und dass dies die Themen wären, dann finde ich das eigentlich nicht angemessen, auf die Weise das Bild der Jugend ins Negative zu ziehen.“
Mit der alljährlichen Wahl wirbt der Verlag auch für sein Lexikon „100% Jugendsprache“. „Mit solchen Spielereien Aufmerksamkeit für Verlagsprodukte zu erzielen und Leserschaften zu binden, ist ein geschickter Marketing-Gag“, sagte Gaiser vom DJI.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) bezeichnete die Wahl hingegen als eine schöne Idee. Der Leiter der GfdS-Sprachberatung, Lutz Kuntzsch, sagte aber auch: „Das Ganze ist ein Sprachspiel. Ich würde daraus nicht ableiten, dass die Jugend tatsächlich so spricht.“ Dass das Wort nun in die Allgemeinsprache aufgenommen wird, glaubt er nicht. „Ich vermute, dass das Wort etwas mehr frequentiert wird, die Wahl aber keinen großen Einfluss auf die langfristige Verbreitung haben wird.“
Deshalb brauche auch niemand befürchten, dass die Jugendsprache die Allgemeinsprache verhunze. Er selber hatte das Wort „Babo“ erst einmal im Interview mit einer Studentin gehört – Ziel erreicht: Denn laut Gaiser vom DJI, der das Wort auch nicht kannte, soll genau das mit Jugendsprache erreicht werden: Abgrenzung – von Erwachsenen und anderen Jugendlichen.
Im Internet hatten Jugendliche ihre Vorschläge eingereicht, am Ende entschied eine Jury. Manch einer – ob Jugendlicher oder Erwachsener – kann mit „Babo“ wenig anfangen. Aber die Erfahrung haben viele in den vergangenen Jahren gemacht: „Yolo“ (englische Abkürzung für „Du lebst nur einmal“) war etwa das Jugendwort des Jahres 2012. „Swag“ als Bezeichnung für eine lässig-coole Ausstrahlung machte ein Jahr zuvor das Rennen. 2008 sorgte das erste Jugendwort des Jahres – „Gammelfleischparty“ als Bezeichnung für eine Ü-30-Party – für Kritik: Die damalige niedersächsische Sozialministerin Mechthild Ross-Luttmann (CDU) bezeichnete es etwa als das „Un-Wort des Jahres“, weil damit „per se Millionen von Menschen beleidigt“ werden.
Auf den weiteren Plätzen landeten:
2.) fame: toll, super, berühmt
3.) gediegen: super, cool, lässig
4.) in your face: Dir hab ich’s gegeben! Da hast Du’s!
5.) Hakuna matata: (Es gibt) kein Problem. Alles klar.