Erstattung von Flugtickets: Hinhaltetaktik von Opodo?

Nach Tausenden Flugannullierungen aufgrund der Pandemie warten viele Passagiere noch immer auf ihre Rückerstattung - seit Monaten.
Julia Sextl
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Wenn der Flug bei Opodo gekauft wurde,  beginnt ein Kampf um Rückerstattung.
Boris Roessler/dpa/Archivbild Wenn der Flug bei Opodo gekauft wurde, beginnt ein Kampf um Rückerstattung.

München – Es hätte ein Traumurlaub werden sollen im März letzten Jahres. Doch dann kam Corona. Der Flug nach Kuba: annulliert. Das Geld für die Tickets - weg. "Seit einem Jahr versuche ich, die 1.452,80 Euro für unsere gestrichenen Flüge wiederzubekommen. Ich bin wirklich verzweifelt", sagt Annika K. zur AZ. Die 24 Jahre alte Münchnerin ist Studentin, auf die Reise hatte sie lang gespart.

Und wie Annika ergeht es Tausenden Passagieren, die wegen Corona am Boden bleiben mussten. Sie alle haben ihre Flugtickets im Vorfeld bezahlt - und den Airlines damit unfreiwillig Tausende Kleinkredite gegeben.

Jetzt - Monate, teils über ein Jahr später - warten sie noch immer auf die Erstattung ihrer Tickets. Dabei sind Airlines dazu verpflichtet, das Geld zurückzuzahlen, wenn Flüge wegen Corona gestrichen wurden

Airline verweist bei Rückerstattung auf Opodo

Auch Annika wandte sich zunächst an die zuständige Fluggesellschaft, die russische Aeroflot. Diese hatte den für den 23. März 2020 geplanten Flug gestrichen. "Die Airline hat uns in einem Gespräch am 14. März 2020 die vollständige Rückerstattung zugesichert", sagt sie. Gleichzeitig teilte Aeroflot aber auch mit, dass die Erstattung über Opodo abgewickelt werden müsse. Die Begründung: Die Studentin habe den Flug über das Online-Buchungsportal gekauft. "Und dann begann ein endloses Warten", sagt Annika K.

Tatsächlich bestätigte Opodo der 24-Jährigen die Zuständigkeit. Am 18. März 2020 erklärte das Buchungsportal schriftlich, die Rückerstattung werde durchgeführt, sobald die Genehmigung der Fluggesellschaft vorliegt. Die Bearbeitung dafür könne aber bis zu drei Monate dauern. Dass - juristisch gesehen - die Airline der Vertragspartner ist und damit der eigentliche Ansprechpartner für Rückforderungen wäre, teilt Opodo in dem Schreiben nicht mit.

Hinhaltetaktik und Gutschein-Angebote

"Als im Sommer noch immer kein Geld kam, habe ich immer wieder telefonisch und schriftlich Kontakt zu Opodo aufgenommen. Aber wir wurden nur hingehalten - mit Sätzen wie: 'Wir möchten Sie wissen lassen, dass wir mit Ihrer Anfrage vorankommen.' Das mehrfache Angebot für einen Gutschein lehnt sie ab. "Ich will das Geld zurück", sagt sie.

Ende September dann die vermeintlich gute Nachricht: Die Rückerstattung sei bearbeitet, schrieb Opodo an Annika K. "Innerhalb die nächsten 30 Tagen werden Sie die Rückerstattung an ihre Konto zurück bekommen" - so stand es wortwörtlich in der E-Mail. Doch es kommt - nichts.

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Auch Julia Zeller, Juristin der Verbraucherzentrale Bayern, kennt das Problem. "Das Thema ist seit vielen Monaten ein Dauerrenner. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es ein Ping-Pong-Spiel ist zwischen den Fluggesellschaften und den Vermittlungsplattformen: es wird einfach immer auf den anderen verwiesen." Es sei wichtig, unbedingt hartnäckig zu bleiben und sich von der Fluggesellschaft nicht abspeisen zu lassen. "Der Anspruch steht den Leuten ja zu", sagt Zeller.

Können die Fluglinien die Rückerstattungen gar nicht bezahlen?

Doch warum spielen Online-Vermittler wie Opodo da überhaupt mit - wenn doch im Grunde die Fluggesellschaften für die Rückzahlung verantwortlich sind? "Es gibt die Vermutung, dass bei den Airlines aufgrund der unsicheren Planungen Liqiditätsprobleme vorhanden sein könnten", sagt Zeller.

"Vielleicht versuchen die Reiseportale ja auch einfach, die Kunden so lang hinzuhalten, bis sie entnervt aufgeben", überlegt Annika. Auch sie und ihr Freund stehen kurz davor.

Was sagt Opodo dazu? Eine Sprecherin des Mutterkonzerns eDreams Odiego erklärt gegenüber der AZ: "Der Kunde hat seinen Flug über Opodo gebucht – daher muss die Erstattung auch wieder über diesen Weg laufen. Opodo kann jedoch kein Geld erstatten, wenn dieses noch nicht an Opodo erstattet wurde. Opodo setzt sich für all seine Kunden ein."

Immerhin hat die Nachfrage der AZ im Fall von Annika K. und ihrem Freund eine positive Wendung gebracht: Sie haben ihre 1452,80 Euro endlich zurücküberwiesen bekommen.

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1 Kommentar
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  • Bujuku am 19.04.2021 10:58 Uhr / Bewertung:

    Also ich hatte ( noch vor covid) gute Erfahrung mit der Schlichtungsstelle öffentlicher Personenverkehr (soep-online) gemacht. Es sind nicht alle Airlines, die sich der Schlichtungsstelle unterordnen, aber viele. Hatte mir meine Rechtsschutzversicherung genannt ( die sich dabei natürlich Geld gespart hat da ohne Anwalt). Da spart man sich einen Gang zum Anwalt, bzw. interessant für die, die keine RV haben. Und im Vergleich zu den kommerziellen Anbietern kostenlos. Man muss den Schiedsspruch dann allerdings akzeptieren.

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