Ermittlungspanne nach dem Amoklauf: Falsche Spur im Internet

Bei den Ermittlungen um die Gründe des Amoklaufes in Winnenden stehen Polizei und Staatsanwaltschaft wieder nahezu am Anfang. Baden-Württembergs Innenminster Rech wies Kritik an den Behörden zurück.
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Heribert Rech
dpa Heribert Rech

WINNENDEN - Bei den Ermittlungen um die Gründe des Amoklaufes in Winnenden stehen Polizei und Staatsanwaltschaft wieder nahezu am Anfang. Baden-Württembergs Innenminster Rech wies Kritik an den Behörden zurück.

Zwei Tage nach dem Amoklauf von Winnenden muss die Polizei eine schwere Ermittlungspanne beheben. Auf dem Computer des Täters haben die Ermittler nun doch keinen Hinweis auf eine Ankündigung der Tat gefunden. Wie es zu der anderslautenden Aussage von Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) am Donnerstag gekommen sei, sei derzeit unklar, sagte der Pressesprecher der Polizeidirektion Waiblingen, Nikolaus Brenner, am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Eventuell war das ein Übermittlungsfehler.»

Innenminister Rech sagte der «Süddeutschen Zeitung»: «Irgendein Verrückter hat wohl eine schlimme Falschmeldung in die Welt gesetzt.» Der Eintrag «muss wohl im Nachhinein konstruiert worden sein». Rech wies Kritik zurück, die Ermittlungsbehörden hätten sich zu früh auf die Echtheit des Eintrages festgelegt: «Ich habe stets deutlich gemacht, dass es sich um den vorläufigen Stand der Ermittlungen handelt. Es muss nun geklärt werden, wie der Vater eines 17-Jährigen behaupten konnte, er habe den Eintrag vor der Tat gesehen.»

Betreiber soll befragt werden

Nach Angaben des Polizeisprechers wollen zwei Jugendliche schon vor der Tat am Mittwochmorgen den Eintrag im Internet gesehen haben: einer aus Bayern, der darüber seinen Vater informierte, den Eintrag aber nicht ernst nahm, und einer «aus Mitteldeutschland». Die Polizei will die Zeugen heute vernehmen. «Derzeit kann ich weder bestätigen, dass der Eintrag in einem Internet-Chat gefälscht ist, noch dass er echt ist», sagte Brenner.

In einer Mitteilung der Ermittlungsbehörden heißt es weiter: «Aktuell laufen interne Überprüfungen durch Spezialisten des baden-württembergischen Landeskriminalamtes, sowie Vernehmungen von Personen, die angaben, diesen Eintrag gesehen zu haben. Weiterhin wurde eine Auslandsanfrage beim Betreiber des Servers in den USA veranlasst.»

«Ermittlungen wieder am Anfang»

Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart, Claudia Krauth, sagte der Nachrichtenagentur AP, ihr sei zunächst von den zuständigen Experten die Existenz des Internet-Chats zugetragen worden. Nun hätten die Experten aber erhebliche Zweifel an der Echtheit, und sie habe sich zusammen mit der Polizei entschieden, darüber die Öffentlichkeit zu informieren. «Das steht unseren früheren Äußerungen ja diametral entgegen», sagte Krauth. Zu den Gründen und technischen Details könne sie zunächst nichts sagen. «Jetzt müssen wir prüfen, ob das tatsächlich falsch ist, wie das geschehen konnte und wer das war», sagte Krauth. Bezüglich des Amokläufers stünden die Ermittlungen nun aber wieder ganz am Anfang. «Wir hatten ja heute in eine Richtung vermutet, was das Motiv angeht.»

Chat-Eintrag schien eine deutliche Erklärung für die unglaubliche Tat zu liefern: «Ich meine es ernst, Bernd - ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen.» Weiter hieß es: «Merkt Euch nur den Namen des Orts: Winnenden.» Rech hatte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag erklärt, der Eintrag stamme zweifelsfrei vom Amokläufer Tim K. (nz/dpa/AP)

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