Der vergeigte Abschied des Thomas Gottschalk
Statt einem großen Finale in Mallorca gibt es einen Abgang auf Raten. Machen drei weitere Shows noch Sinn? Der Moderator hat die Rechnung offenbar ohne das ZDF gemacht.
Diese drei Minuten verschafften Gottschalk selbst bei Kritikern Respekt: Bärtig, in weißem Hemd und blaugrün-karierten Gehrock saß der „Wetten dass?“-Moderator am 12. Februar auf Deutschlands berühmtester Couch und verkündete seinen Abschied. Die Staffel wolle er noch zu Ende bringen, mit einem großen Finale in Mallorca.
Ein Raunen ging durchs Publikum in Halle an der Saale. Am heutigen Samstagabend ist es soweit in der Sierkampfarena von Mallorca, doch von Finale spricht niemand mehr. Stattdessen ist klar, dass der große blonde Showmaster noch drei weitere Male „Wetten dass?“ moderieren wird. Mallorca als Vorvorvorvorfinale. Warum?
Wäre dem erfolgreichstem TV-Format Europas mit einem finalen Cut nicht mehr gedient? So klang Gottschalk selbst am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Mallorca wenig leidenschaftlich: „Mit Mallorca ist für mich Schluss, habe ich gesagt. Aber es gibt Verträge mit den Veranstaltungshallen für den Herbst, die erfüllt werden müssen.“ Also werden Nürnberg, Leipzig und Friedrichshafen auch mit Gottschalk bedient – und sei es nur wegen der Mieten. Halten wirtschaftliche Zwänge die Show künstlich am Leben? Oder geht es um die Nachfolge? Soll Gottschalk bei seiner allerletzten Moderation auch gleich den „Neuen“ präsentieren?
Die Regie, so wird klar, führt hier zumindest nicht Gottschalk, sondern das ZDF. Peter Grune, Sprecher des Senders, versteht die ganze Aufregung sowieso nicht. Das ZDF habe nie behauptet, dass Mallorca die letzte Sendung sei, erklärt er beharrlich. Stimmt, das ZDF hat das nicht gesagt. Aber eben Gottschalk selbst. Sein Vertrag beim ZDF läuft bis Ende 2012. Wurde da die Rechnung ohne den Wirt gemacht? 24 Jahre war Thomas Gottschalk das Gesicht von „Wetten dass?“, das als erfolgreichste TV-Show Europas gilt. Seine Markenzeichen: Lockere Sprüche, unterschiedliche Wetten und Prominente aus Film, Musik und Politik. Im September 1987 war er auf Frank Elstner gefolgt, die Premiere sahen 20 Millionen Menschen. Von solchen Einschaltquoten kann das ZDF heute nur träumen. Gottschalks bislang letzte Show, die das ZDF am 30. April aus Offenburg sendete, schalteten nur noch 7,38 Millionen Zuschauer ein.
Es war die schlechteste Einschaltquote der „Wetten dass?“-Geschichte. Der Sender kann nur hoffen, dass die Abschlusssendungen besser laufen werden. Thomas Gottschalk kennt den Kampf mit der Quote seit Jahren. Von Aufhören wollte er aber lange nichts wissen. Bis zur Sendung im Dezember 2010, als sich der Wettkandidat Samuel Koch so schwer verletzte, dass er bis heute gelähmt ist. Gottschalk sprach am Donnerstag noch einmal über diese Entscheidung: „Als ich festgestellt habe, dass ein Mensch zu Schaden gekommen ist, der ein Leben lang gezeichnet ist, habe ich mich gefragt, ob ich weiter machen kann“, sagte er. „Ich habe die Frage mit 'nein' beantwortet.“ Das war Gottschalks Aus bei „Wetten dass?“. Ein kleiner Trost wäre, wenn die Zuschauerzahlen der heutigen Sommerausgaben gut sind. Mallorca gilt als Quotenbringer. Debatten im Internet und in Fanforen zeigen, dass es für viele Fernsehzuschauer „Wetten dass?“ ohne Thommy nicht geben kann.
Die „Mallorca Zeitung“ titelte am Donnerstag „Mach’s nochmal Thommy“.
Vanessa Assmann
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