Chinesischer Bierdurst treibt Weltproduktion hoch

München – Der Bierdurst der Chinesen hat die weltweite Produktion auf Rekordhöhe getrieben. Mit einem Ausstoß von 490 Millionen Hektoliter im vergangenen Jahr wird inzwischen ein Viertel aller Biere in der Volksrepublik gebraut, wie Hopfen-Weltmarktführer Barth am Dienstag in München mitteilte. Deutschland folgt mit einem Rückgang auf knapp 96 Millionen Hektoliter erst auf Platz fünf, hinter den USA, Brasilien und Russland.
„Wir erwarten, dass dieser Trend sich fortsetzt“, sagte Geschäftsführer Johann Barth. Der Biermarkt in Asien boomt weiter. Allerdings sei chinesisches Bier „nah am Wasser gebaut“, nämlich sehr leicht, mit wenig Alkohol und wenig Stammwürze, erklärte Barth. In Deutschland dagegen setzten die Brauer verstärkt auf teure Premium-Biere, und sie experimentierten mit neuen, fruchtigen Aroma-Hopfen wie Bavaria-Mandarin oder Hallertau-Blanc.
Sie könnten herkömmlichen Bieren frische Geschmacksnoten geben, damit ließen sich aber auch ganz neue, ungewöhnliche Biere schaffen. Wie das bei den Konsumenten ankommt, sei noch offen. Kleine Gasthausbrauereien trauten sich, auch „wilde Biere wie das zwiefach gehopfte Hallodri“ herzustellen, aber bislang sei das ein kleiner Nischenmarkt.
Jedes zweite Bier stammt aus einer der fünf größten Brauereien - dem belgischen AB-InBev-Konzern, der britischen SAB-Miller-Gruppe, Heineken in den Niederlanden, Carlsberg in Dänemark oder der China Resource Brewery. „Die Konsolidierungswelle wird mit Wucht zunehmen, weil Geld so billig ist und Synergien schnell zu heben sind“, sagte Barth.
Deutschland dürfte nicht betroffen sein, auch wegen der schwachen Margen auf dem heimischen Markt. Die drei größten deutschen Braukonzerne sind Radeberger mit Platz 23 auf der Weltrangliste, Oettinger (Platz 29) und Bitburger (Platz 37). Die Zahl der Brauereien in Deutschland sei auf fast 1300 gestiegen, in den USA gebe es inzwischen sogar mehr als 1900 Kleinbrauereien. Diese Gegenbewegung lasse sich seit Jahren weltweit beobachten: Je größer der Marktanteile der Braukonzerne werde, desto mehr Gasthaus- und Kleinbrauereien entstünden, sagte Barth.
Obwohl noch nie so viel Bier gebraut wurde und die Hopfen-Anbauflächen verkleinert werden, gibt es zu viel Hopfen. Hauptgrund seien ertragreichere Sorten, und chinesische Biere brauchten weniger Hopfen, erklärte Barth. Zwei Drittel der Ernte kommen aus Deutschland und den USA. Der Umsatz des Nürnberger Familienunternehmens sei auf 220 Millionen Euro gesunken.