Aktueller Stand zur Schweinegrippe: Run auf die Arztpraxen
Mehr Erkrankungen als je zuvor, Ärzte klagen über Impfstoffmangel, in Berlin treffen sich die Gesundheitsminister: Die AZ erklärt den aktuellen Stand zur Schweinegrippe
Wie entwickelt sich die Zahl der Erkrankungen? In Bayern sind mittlerweile 21126 Fälle bestätigt, allein von Dienstag bis Mittwoch erkrankten innerhalb von 24 Stunden 1530 Menschen. Die Dunkelziffer liege weit höher, sagte eine Sprecherin des Bayerischen Gesundheitsministeriums.
Die Gesundheitsminister trafen sich gestern in Berlin – was kam heraus? Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) drückt aufs Tempo und bestellt beim Pandemrix-Hersteller Glaxosmithkline zusätzlichen Impfstoff. „Es kann aber nicht jeder geimpft werden“, sagte Rösler. An den Beratungen nahm auch ein Vertreter von Glaxosmithkline teil.
Viele Experten, viele Meinungen – wie soll ich daraus schlau werden? Eine Maßgabe: Der Viologe Alexander Kekulé sagte im AZ–Interview, Kinder unter sechs Jahren sollten nicht geimpft werden – Menschen mit chronischen Krankheiten und medizinisches Fachpersonal dagegen unbedingt. Alle anderen haben freie Wahl. Wer auf keinen Fall krank werden will, soll sich impfen lassen. Allerdings kamen auf einen Todesfall in Deutschland bisher über 3500 bestätigte Erkrankungen. Fazit: Keine Panik.
Ich bin schwanger. Soll ich mich impfen lassen? Laut Impfkommission ist Pandemrix für Schwangere unsicher. Gestern wurde in Berlin entschieden, schnell einen australischen Stoff ohne Wirkverstärker anzuschaffen, der auch für Schwangere unbedenklich ist.
Ich habe schon Grippe – ist es die Schweinegrippe? Nicht zwingend, aber mit einiger Wahrscheinlichkeit: ja. Im Moment ist außer ihr offenbar keine Influenza im Umlauf. Bei den typischen Grippesymptomen haben Sie vermutlich die Schweinegrippe – allerdings verweigern viele Ärzte den Test, weil das Heilungsverfahren der normalen Grippe entspricht.
Wie steht es aktuell um die Verteilung des Impfstoffs? Wegen des großen Andrangs letzte Woche wurden in Bayerns Arztpraxen die Dosen knapp. Der Vizepräsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, machte Druck auf Glaxosmithkline, „dass sie den Impfstoff endlich pünktlich liefern“. Ärzte klagen aber noch immer über Engpässe.
...und wie ist die Situation in den Münchner Praxen? Die Nachricht von den ersten Münchner H1N1-Toten hat einen Run auf die Praxen ausgelöst. Der Mediziner Dr. Nikolaus Frühwein sagte der AZ: „In den letzten Tagen musste ich die Praxis teilweise zusperren, weil so viele Impfwillige auf einmal kamen.“ Wer sich impfen lassen will, braucht Geduld.
Wieso läuft die Impfaktion nicht bundesweit gleich? In den meisten Bundesländern koordinieren sie wie in Bayern die Hausärzte in anderen die Gesundheitsämter – das Chaos war programmiert. Ärztevertreter Montgomery fordert, für ganz Deutschland eine einheitliche Lösung zu finden. rg
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