Zwischen Lederhose und Lidschatten: So war der Münchner CSD 2025

Da wo sonst die Dultbesucher gmiatlich zwischen den Standln flanieren, ging es am Samstag deutlich schriller und energiegeladener zu. Am Mariahilfplatz startete der Zug zum Christopher Street Day – 201 Gruppen zogen von dort quer durch die Stadt.
CSD 2025: "Liberté, Diversité, Queerité"
Ganz vorn: Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). Kurz nach zwölf Uhr griffen sie zum rosa Banner mit dem diesjährigen Motto "Liberté, Diversité, Queerité" – und hielten es sich vor die Brust.
Mit am Banner: Franka, die sich selbst als "die Dragqueen, die am meisten mitmacht" vorstellt. "Ich brenne für den CSD. Ich arbeite seit Monaten darauf hin. Das hier ist meine Bühne." Ihr Outfit war tatsächlich bühnenreif: ein rosa-glänzendes Etuikleid, über und über mit Rosen bedeckt. Auch hinter ihr ragten Rosen in die Höhe, die mit Stangen am Rock befestigt waren. Sie posierte noch für ein paar Fotos, dann setzte sich die Parade langsam in Bewegung.

Schuhplattler und großer Durst
Mit im Zug auch die Schwuhplattler. Die queere Plattlergruppe sorgte für beste Stimmung bei den Zuschauern. Das veriet der tosende Applaus und die "Holdrio"-Rufe, die nach jeder Plattl-Nummer aus den Reihen tönten. Ihre Tanzeinlagen waren bei 30 Grad sicher keine leichte Aufgabe. Zumindest wehte ab und zu ein frisches Lüfterl, und ein paar Wolken spendeten kurzzeitig Schatten.

Auch den Polizisten wurde es in ihrer Vollmontur sichtlich zu warm. In der Müllerstraße besorgten zwei Beamte im Supermarkt Wasserflaschen, um ihre Kollegen zu versorgen.
Am Marienplatz ging es den Münchnern ähnlich. Sie suchten Erfrischung am Kräutlmarktbrunnen. Die Hitze machte wohl vielen zu schaffen, das sagten auch die Sanitäter der Johanniter. Doch bis zum frühen Nachmittag blieb es bei kleineren Zwischenfällen.
Das sagen die Besucher: "Finde ich nicht besonders gut"
Eine weitere Herausforderung für die Besucher war der Veranstaltungsradius. Für einige war er schlicht zu groß. Neben der Bühne auf dem Marienplatz gab es auch Bühnen in der Kaufingerstraße, am Odeonsplatz und am Wittelsbacherplatz. Die Parade zog sich zudem über 3,5 Kilometer durch die Innenstadt.
Am Odeonsplatz hatten es sich Olly (61) und Susi (60) auf Bierbänken bequem gemacht. Olly meinte: "Ich muss ehrlich sagen, ich finde es dieses Jahr nicht besonders gut. Es ist schade, dass die Veranstaltung so auseinandergezogen ist. Es ist zwar schön, dass es groß ist, aber mir ist das zu weitläufig. Und am Marienplatz gibt es leider keinen Biergarten zum Sitzen, deswegen sind wir jetzt hier am Odeonsplatz." Susi ergänzte dennoch gut gelaunt: "Wir schauen jetzt dann noch Richtung Uni. Wir gehen da hin, wo es lustig ist."

Zwischen Glitzer, Schweiß und Applaus wurde auch Abschied genommen
Am CSD wurde nicht kräftig gefeiert, sondern auch Abschied genommen. Nach 43 Jahren macht die Kultkneipe Zur Feuerwache nach dem Wochende dicht. Mit ihr sagt auch der langjährige Wirt Wolfgang Klug (68) "Servus". "Ich gehe mit einem tränenden Auge", sagte er zur AZ und bedankte sich bei seinen treuen Gästen.
Einer von ihnen, Max Wanderer (46), der am Samstag noch einmal an der Theke saß und einen Aperol schlürfte. "Ich kenne Wolfgang schon seit ich 14 bin, da war ich das erste Mal in der Feuerwache." Heute lebt er mit seinem Partner Claudio Brupbacher (52) in der Schweiz – ist aber zum CSD extra angereist, um sich zu verabschieden. "Ich war schockiert, als Wolfgang mir gesagt hat: 'Ich hör auf.' Die Feuerwache war für mich immer eine Institution."

München kann beides: schrill und gmiatlich
Draußen vor der Tür der Kultkneipe schob sich derweil der bunte Zug durch die Stadt, bis er in der Ludwigstraße zum Halt kam. Damit war die Party aber lange nicht zu Ende. Die Bühnenprogramme wurden eröffnet und setzten sich auch am Sonntag fort, inklusive Pumpsrace und Hauptsängerin Myss Keta. Der CSD in München zog allein am Samstag 250.000 Menschen auf die Straße. Und wem das zu viel Trubel war, München kann beides: schrill wie der CSD und gmiatlich wie schon bald die Jakobidult, am 26. Juli.