Zwischen Leben und Tod: Münchens ADAC-Retter und ihre spektakulärsten Fälle

4 191 026 Mal sind sie ausgerückt – allein 2016. Der AZ erzählen ADAC-Retter von Einsätzen, die ihnen im Gedächtnis geblieben sind.
Lisa Marie Albrecht |
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Hinter jedem Retter steckt eine spektakuläre Geschichte.
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München - Es sind die höchsten Zahlen in der Hilfeleistungs-Geschichte des ADAC: Im Jahr 2016 verzeichnete der Pannendienst mehr als vier Millionen Einsätze – das gab es zuletzt 2012. Dazu kommen 54 444 Hubschrauber-Einsätze der Luftrettung (382 mehr als 2015) und rund 55 000 erkrankte und verletzte Urlauber, die der Ambulanzdienst im In- und Ausland betreute.

Das sind die drei Säulen der Hilfeleistungen, die der ADAC anbietet – und dort sind engagierte Ärzte, Rettungssanitäter oder Piloten im Einsatz als „Gelbe Engel“. Allein in München gab es etwa 1407 Rettungsflüge mit dem ADAC-Hubschrauber „Christoph 1“, einem von sechs in Südbayern.

Die Helfer sind auf der Straße im Einsatz, wenn die Autobatterie streikt, aber auch in der Luft, wenn sie Kranke aus fremden Ländern zurück in die Heimat bringen müssen oder gar aus besonders brenzligen Situationen retten. Gefährliche Einsätze, die über Leben und Tod entscheiden können, sind für sie Alltag. Dennoch gibt es immer wieder Fälle, die auch ihnen im Gedächtnis bleiben – ein paar Geschichten lesen Sie hier.

Herzstillstand in der Schule

Er ist gerade in der Luft, als der 43-jährige Straubinger Arzt Marc Weigand plötzlich eine Einsatzmeldung erhält: Reanimation/Kollaps in einer Schule in Zwiesel. Mehr weiß der Notarzt der ADAC-Luftrettung zu diesem Zeitpunkt nicht. "Ich dachte, dass es sich um einen Lehrer handelt", erzählt er. Wie bei jedem Einsatz bereitet er sich konzentriert vor, im Rettungshubschrauber Christoph 15 Straubing ist es ruhig. Im Kopf geht er die Checkliste durch: Handschuhe, EKG, alles bereit?

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Während des Flugs kommt die Rückmeldung: Die Patientin ist eine 15-jährige Schülerin – Herzstillstand. Die Lehrer leisten Erste Hilfe, beginnen mit der Reanimation, dann kommt Weigand dazu. "Es war ein ungewöhnlicher Einsatz, aber man ist so fokussiert auf den Patienten. Die Lehrer um mich herum habe ich gar nicht wahrgenommen. Ich erinnere mich nur vage, dass am Ende die Eltern dazugekommen sind."

Die heute 16-jährige Laura Weghofer überlebt dank Weigand, wird mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus in Deggendorf gebracht. "Ich erinnere mich nur noch, dass mir schwindlig und schwarz vor Augen wurde", erzählt sie.

Warum es zu dem Herzstillstand kam, ist unklar. "Erst später fragt man sich: Was habe ich da eigentlich gemacht?", sagt Weigand. "Man denkt an die eigenen Kinder. Natürlich habe ich mich im Nachhinein auch bei den Ärzten, die Laura weiter behandelt haben, erkundigt, ob es ihr gut geht. Das ist einer der Einsätze, an die ich wahrscheinlich immer denken werde."

Arzt und Patientin vereint: Marc Weigand von der ADAC-Luftrettung rettete der damals 15-jährigen Laura Weghofer das Leben. Foto: lma

Kurz vor dem Abgrund

Peter Döring (50) ist Pilot und Leiter der Luftrettung Ingolstadt. Für ihn bleibt jeder Einsatz, der gut verläuft, positiv im Gedächtnis, sagt er – an einen besonderen, der schon einige Jahre zurückliegt, erinnert er sich aber noch genau: "Unser Hubschrauber Christoph Murnau ist alarmiert worden, weil ein fünfjähriger Bub auf der Echelsbacher Brücke abgestürzt war – er hielt sich nur noch an einer Wurzel fest." Die Brücke zwischen Rottenbuch und Bad Bayersoien ist von Bäumen umgeben – eine große Herausforderung für den Hubschrauberpiloten. "Wir haben ihn im ersten Moment einfach nicht gesehen", sagt Döring. "Und ihm ging langsam die Kraft aus."

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Schließlich entdeckt er den Buben. Eine Retterin der Besatzung seilt sich zu ihm mit einer Rettungswinde ab und befestigt einen Gurt. Döring zieht die beiden mit dem Hubschrauber an einem Stahlseil nach oben. "Es war wirklich der letzte Moment, bevor er losgelassen hat."

Hubschrauber-Pilot Peter Döring. Foto: lma

Rettung aus Bangkok

Der 38-jährige Steffen Öhrlein ist Kardiotechniker beim ADAC-Ambulanzdienst – und rettet im März 2016 Birgit Sommer (58) aus Sonneberg mit modernster Technik das Leben. Sie bekommt in Thailand eine schwere Lungenentzündung, wird erst in ein Krankenhaus nach Pattaya, dann nach Bangkok gebracht.

Der ADAC-Ambulanzdienst fliegt sie 26 Stunden lang nach Hause – und Öhrlein behandelt sie während des Flugs mit einer mobilen Herz-Lungen-Maschine. "Ohne dieses Gerät wäre Frau Sommer gestorben", sagt er. Heute geht es der Patientin wieder gut, wenn auch mit Leistungseinschränkungen, sagt sie. "Ich bin dankbar, dass ich da sein darf und dieses Jahr mit meinem Mann 40. Hochzeitstag feiern kann."

Öhrlein mit Birgit Sommer. Foto: lma

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