Zschäpe: NSU-Trio wäre 1998 fast geschnappt worden
München - Das enthüllte Zschäpe am Donnerstag in einer von ihrem Wahlverteidiger Hermann Borchert verlesenen Aussage vor dem Oberlandesgericht München. Demnach fühlten sich die drei nach einem Fahndungsaufruf im Fernsehen unter Druck.
Der Besitzer der Chemnitzer Wohnung, in der sie sich versteckten, habe sie dazu gedrängt, wieder auszuziehen. Darauf seien sie mit einem Auto mit gestohlenem Kennzeichen nach Hannover gefahren und hätten ihren Unterstützer Holger G. besucht, der ebenfalls Angeklagter im NSU-Prozess ist.
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In der Innenstadt seien sie in eine "Drogenkontrolle" der Polizei geraten. Die Polizisten hätten das gestohlene Kennzeichen "im Computer überprüft", ließ Zschäpe erklären. Passiert sei aber nichts: "Wir konnten unbehelligt weiterfahren".
Prozess um zehn Morde und zwei Anschläge
Zschäpe ist wegen der zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge des "Nationalsozialistischen Untergrunds" angeklagt. In den Jahren 2000 bis 2006 sollen die verstorbenen mutmaßlichen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt neun türkisch- und griechischstämmige Gewerbetreibende aus rassistischen Motiven ermordet haben. Außerdem gelten sie als Mörder der Heilbronner Polizistin Michèle Kiesewetter im Jahr 2007. Die Bundesanwaltschaft hält Zschäpe für eine Mittäterin, weil sie Mitglied der terroristischen Vereinigung NSU gewesen sei.