Zahl der Schockanrufe in München explodiert - so schützen Sie sich
München – Ein Vermögen von über 200.000 Euro in südafrikanische Krügerrand Goldmünzen hat eine Rentnerin aus Sendling Anfang November an eine Bande Trickbetrüger verloren. Die Münchnerin dachte, sie würde mit dem Gold die Kaution für ihre Schwiegertochter bezahlen, die angeblich einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe, wie eine falsche Polizistin der über 80 Jahre alten Seniorin am Telefon eingeredet hatte.
Die Schockanrufer melden sich zurück
Hieß es im Sommer noch im Präsidium, München sei ein zu "heißes Pflaster" für die Trickbetrügerbanden, kehrt sich der Trend nun offenbar um. Täglich versuchen die Gauner es bei fünf bis zehn Münchnern. Das sind aber nur die Fälle, von denen die Polizei erfährt. Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher liegen. Erfolgreich sind sie drei bis vier Mal pro Woche in München, wie Kriminaldirektor Holger Schmidt erklärt.
Der Schaden ist enorm. Knapp 2,2 Millionen Euro waren es im vergangenen Jahr alleine im Bereich des Polizeipräsidiums München. Der Schaden in diesem Jahr werde deutlich höher liegen, fürchtet man bei der Polizei, da einige Opfer sechsstellige Summen verloren haben.
Drei Festnahmen in einer Woche
Hoffnung macht den Fahndern beim zuständigen Kommissariat K61, dass immer wieder Täter gefasst werden. So wie an diesem Montag in Schwabing. Ein 26-Jähriger aus Tschechien dachte, er hole sich bei einer Rentnerin ein Vermögen ab.
77-Jährige lässt sich nicht aufs Kreuz legen
Tatsächlich hatte die 77-Jährige die Masche aber durchschaut und die Polizei informiert. Ein Mann, der sich am Telefon als Polizist ausgab, hatte behauptet, die Tochter der Münchnerin habe einen Verkehrsunfall mit einer schwer verletzten Frau verursacht.
Die Rentnerin erreichte ihre Tochter zum Glück noch rechtzeitig telefonisch. So flog der Schwindel auf. Die Polizei erwartete den Täter bereits am Treffpunkt und nahm ihn fest.
80-Jähriger legt zwei Gauner herein
Ähnlich gewitzt reagierte auch ein 80-Jähriger aus Nymphenburg, der Anfang November ein Schockanruf erhielt. Dabei wurde dem Rentner das altbekannte Märchen vom bevorstehenden Einbruch aufgetischt. Der falsche Polizist behauptete, man habe mehrere Einbrecher gefasst. Dabei sei den Kollegen ein Notizbuch mit Adressen in die Hände gefallen, in dem auch der Name des 80-Jährigen angeblich stand.
Sechs Tage hielten die Gauner den Münchner auf Trab, riefen immer wieder an und machten Druck. Was die Bande nicht ahnte, der Senior hatte längst die Polizei informiert. Fahnder nahmen zwei Männer fest, als sie bei dem Opfer das Geld abholen wollten. Die beiden 25 und 22 Jahre alten Verdächtigen mit türkischen Wurzeln sitzten inzwischen in Untersuchungshaft, wie Thomas Schedel, Chef des K61 am Mittwoch mitteilte.
Der rettende Anruf kommt eine halbe Stunde zu spät
Ein über 80 Jahre alter Mann aus Neuhausen fiel am Dienstag auf einen Schockanruf eines angeblichen Staatsanwalts herein. Wieder ging es um einen erfundenen tödlichen Unfall. Der Täter brachte den Rentner dazu, Geld bei der Bank abzuheben. Der Senior dachte, er würde die Kaution für seine Tochter bezahlen.
Eine fremde Frau holte die Wertgegenstände bei dem gehbehinderten Mann zuhause ab. Eine halbe Stunde später erreichte der Senior seine Tochter und erfuhr, dass er hereingelegt worden war.
So schützen Sie sich: Tipps von der Polizei
• Legen Sie auf, sobald Ihr Gesprächs- oder Chatpartner von Ihnen Geld fordert.
• Lassen Sie sich niemals unter Druck setzen.
• Geben Sie keine privaten Daten zu finanziellen Verhältnissen preis.
• Erklären Sie niemandem, wo Sie Geld oder Wertgegenstände (z. B. Schmuck) aufbewahren.
• Übergeben und überweisen Sie niemals Geld an unbekannte Personen oder Konten.
• Die Polizei fordert niemals Bargeld oder Wertgegenstände von Ihnen.
• Die Rufnummer 110 erscheint bei der Polizei niemals im Display.
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