Wühltisch-Atmosphäre im Luxushotel

Pflichttermin für Münchner Schnäppchenjäger: Das Vier Jahreszeiten hat Hotelinventar aussortiert und es öffentlich verkauft. Der Andrang war riesig. Die besten Stücke waren sofort weg.
von  Abendzeitung
Gedränge wie beim Sommerschlussverkauf: Der Ballsaal des Vier Jahreszeiten am Samstagmorgen.
Gedränge wie beim Sommerschlussverkauf: Der Ballsaal des Vier Jahreszeiten am Samstagmorgen. © Daniel von Loeper

Pflichttermin für Münchner Schnäppchenjäger: Das Vier Jahreszeiten hat Hotelinventar aussortiert und es öffentlich verkauft. Der Andrang war riesig. Die besten Stücke waren sofort weg.

MÜNCHEN Die Ersten kamen schon um sieben Uhr in der Früh. Um Viertel nach acht waren die Marmorstufen vor dem Eingang des Ballsaals voll besetzt. Und als um neun die Türen geöffnet wurden, drängten sich etwa 100 Wartende in den prunkvollen Festsaal, wo am Samstagmorgen der Inventarverkauf des Hotels Vier Jahreszeiten stattfand.

Schnäppchenjäger, Antiquitätensammler und viele Neugierige, die in der Zeitung von der Aktion erfahren hatten, waren gekommen. Sie sorgten für Bilder wie am ersten Tag des Sommerschlussverkaufs: Innerhalb von Minuten waren die langen Tische, auf denen Bilderrahmen, Kerzenständer und alte Bücher zu Preisen ab drei Euro angeboten wurden, fast komplett leergeräumt. „Komm rüber, für den Tisch wollen die nur 75 Euro“, rief jemand durch den Raum. Andere standen nach nicht einmal fünf Minuten schon an der Kasse an.

Dass es voll werden würde, hatte sich schon abgezeichnet. „In den letzten Tagen stand bei uns das Telefon nicht mehr still, viele wollten die Stücke schon vorab sehen, was natürlich nicht ging“, sagte Hotelarchivar Gerhard Möller. Er hatte den öffentlichen Verkauf des aussortierten Hotelinventars organisiert. Am Samstagmorgen trug er ein Polohemd mit der Aufschrift „Staff“ – Angestellter. Nötig wäre das nicht gewesen, man merkte auch so, dass er in leitender Funktion unterwegs war. Hektisch rannte Möller über den feinen Teppichboden des Ballsaals. „Der Spiegel da drüben? 1000 Euro! Das ist ein besonders schönes Stück!“ Ein Schluck Mineralwasser, dann geht’s weiter: „Die Stuhlgarnitur dort hinten? 120, wenn sie alle vier nehmen.“

Um halb zehn war die Schlange vor der Kasse gut 20 Meter lang. In den Händen der Wartenden: Lampen, Obstschalen, Kerzenständer. Es waren die kleineren Stücke, die am schnellsten weggingen. Aber auch ganze Sofagarnituren fanden neue Besitzer.

So früh der große Andrang begonnen hatte, so schnell war er auch wieder vorbei. Gegen elf Uhr hatte sich die Schlange vor der Kasse bereits deutlich verkürzt, am Nachmittag kamen nur noch vereinzelt Besucher.

Fazit des Hotels: Rund 280 verkaufte Stücke und ein Erlös im fünfstelligen Bereich. Und Gerhard Möller? Der ging nach all dem Stress erstmal rüber ins Augustiner – auf ein ruhiges Helles. Alexander Neumann

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