Wucher: 1850 Euro für einen Wiesn-Tisch

Die Wiesn-Wirte sind sauer: Onlinebetreiber verkaufen die Wiesn-Tische zu horrenden Preisen. Doch Roiderer und Co. können nichts dagegen tun.  
Kristin Haug, dapd |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Voll, voller - das Oktoberfest
dpa Voll, voller - das Oktoberfest

 Die Wiesn-Wirte sind sauer: Onlinebetreiber verkaufen die Wiesn-Tische zu horrenden Preisen. Doch Roiderer und Co. können nichts dagegen tun.

München - Florian Kosak arbeitet in Berlin, ist München aber ganz nah: Der Betreiber der Berliner Ticketagentur Tab Ticketbroker verkauft über das Internet Reservierungen für das wohl bekannteste Volksfest der Welt, die Wiesn. Für einen Tisch für zehn Personen an einem Samstagabend in einem der großen Zelte verlangt er 1850 Euro – Bier und halbes Hähnchen inklusive.

Kosak entschuldigt die hohen Preise mit den zahlreichen Zwischenverkäufern. Er selbst nehme maximal 300 Euro pro Reservierung ein, erklärt er.

Die Wiesnwirte sehen hinter dem Online-Geschäft indes kriminelle Machenschaften. Dagegen vorgehen können sie aber nicht. Die Gäste sollen die Finger davon lassen, rät der Sprecher der Wiesnwirte und Betreiber des Hacker-Bierzelts, Toni Roiderer. So steht in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Festzeltbetreiber, dass die Reservierungen ausschließlich für den Besteller und dessen Gäste gelten und nicht weiter verkauft werden dürfen.

Dennoch sind die Wiesnwirte weitgehend machtlos: Die Tische seien zwar auf Namen reserviert, erklärt Roiderer. Im Wiesn-Trubel sei es aber unmöglich, die Personalausweise aller Gäste zu kontrollieren.

 


 Für sein Bierzelt nimmt Roiderer schon seit Januar Reservierungen entgegen. Dabei behandele er seine Stammkunden natürlich bevorzugt, doch wenn sie wechselten, vergebe er die Plätze auch anderweitig. Privatpersonen rät Roiderer daher, sich so früh wie möglich um eine Reservierung zu kümmern und sich auf die Warteliste setzen zu lassen. Die Liste sei momentan allerdings schon „sehr gut bestückt“. „Gäste können aber auch die Mittagswiesn zwischen 12.00 und 17.00 Uhr besuchen oder samstags, sonntags und am Feiertag vorbeikommen, dann dürfen die Plätze nicht reserviert werden“, erklärt er.

Auch der Wiesn-Veranstalter, das Münchner Referat für Arbeit und Wirtschaft, kann rechtlich nicht gegen die Internetangebote vorgehen. „Es ist ein Geschäft zwischen den Wirten und den Kunden, da können wir uns nicht einmischen“, sagt Tourismusdirektorin Gabriele Weishäupl. Gleichwohl warnt auch sie vor überteuerten Angeboten. „Bei der Internetreservierung haben sich Anbieter dazwischen geschaltet, die abzockerische Methoden anwenden“, sagt sie und rät: „Wenn ein Gast einen Platz will, dann soll er sich an den Wirt wenden.“ Als Richtpreis für eine Reservierung inklusive zwei Maß Bier und einem halben Hendl nennt die Tourismuschefin etwa 30 Euro. „Wenn die Gäste mehr bezahlen müssen, dann sollten sie sich das genau überlegen“, empfiehlt sie.

Agenturbetreiber Florian Kosak kann den Unmut nicht nachvollziehen. „Durch den Internetverkauf haben wir den illegalen Verkauf der reservierten Plätze vor den Zelten eingedämmt“, argumentiert er. Das könne den Wiesnwirten doch nur recht sein. Zudem zahle die Agentur Steuern, der Internetverkauf sei zu hundert Prozent legal. Die Verkäufer würden selbst an die Agentur herantreten und die Karten anbieten – und nicht andersherum.

Dabei verstießen die Verkäufer lediglich gegen die AGBs der Zeltwirte, nicht aber gegen das Gesetz. Ohnehin mache der Zweitverkauf über das Internet lediglich ein Prozent aller verkauften Reservierungen aus. Seine Kunden seien hauptsächlich Firmen, die sicher gehen wollten, dass ihre Angestellten auch einen Platz bekämen, erklärt er. Dass das Geschäft mit den Reservierungen aber wohl doch nicht ganz rechtens ist, verrät ein Hinweis, den Kosak seinen Kunden jedes Mal mitgeben muss. „Wenn der Wirt die Gäste fragt, sollten sie nicht sagen, dass sie die Reservierung im Internet gekauft haben“, erzählt er. Es könnte nämlich sein, dass sie rausgeworfen werden.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.