Werden aus dem St.-Josef-Heim Wohnungen? Diese neuen Ideen gibt es im Münchner Rathaus

Das Seniorenheim St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz ist über 100 Jahre alt und muss saniert werden. Das weiß das Rathaus schon lange. Nur: Einen richtigen Plan gibt es dafür noch nicht. Jetzt machen die Grünen einen neuen Vorschlag: Womöglich wäre es günstiger, woanders ein neues Pflegeheim zu bauen. In St. Josef könnten dann Senioren- oder Azubi-Wohnungen entstehen.
Die Idee dafür kommt von Grünen-Stadträtin Sofie Langmeier, die im Aufsichtsrat der "München Stift" sitzt. Das ist ein städtisches Tochterunternehmen und betreibt unter anderem St. Josef. Das Gebäude gehört wiederum der Stadt. Deshalb muss sie sich auch um die Sanierung kümmern.
"Sanieren wäre fast so teuer wie ein Neubau"
Bisher sei der Plan gewesen, so schildert es Langmeier, das Gebäude aus den 1920er Jahren im Bestand zu sanieren. Dafür sollte im Innenhof ein Interimsbau errichtet werden. "Das ist aber anscheinend fast genauso teuer wie ein Neubau", sagt Langmeier. "Das ist in der derzeitigen Haushaltslage nicht darstellbar." Deswegen müsse die Stadt nun Alternativen prüfen - nämlich einen echten Neubau.
Es gebe in Sendling noch andere Grundstücke, sagt Langmeier zur AZ. Denkbar sei aber auch, das Altenheim in einem anderen Stadtviertel zu bauen. Die Verwaltung solle nun Grundstücke prüfen. Unterm Strich sollen auf diese Weise keine Pflegeplätze verloren gehen. Auch wenn dann nach über 100 Jahren Schluss wäre mit dem Altenheim St. Josef.
Langmeier kann sich vorstellen, dass eines Tages Wohnungen für Senioren oder Azubis hineinkommen. Das Erdgeschoss könnte sozial oder kulturell genutzt werden, meint sie. Die Grünen-Stadträtin glaubt, dass die Variante für die Stadt billiger kommen könnte. Denn das alte St.-Josefs-Heim auf einen modernen Standard zu setzen, sei nicht einfach. Weil die Gänge so lang seien, müsse das Pflegepersonal weit laufen. "Manche nehmen dafür sogar einen Roller", erzählt sie.
So reagiert die SPD
Die Fraktionschefin der SPD Anne Hübner ist von dem Vorstoß nicht begeistert. Lieber wäre ihr gewesen, das Ganze erst einmal intern zu besprechen. Alles andere führe nur zu einer Verunsicherung der Bewohner und des Personals, meint sie. Denn schließlich könne es noch lange dauern, bis Entscheidungen fallen.
Tatsächlich kann das Kommunalreferat auf eine AZ-Anfrage hin noch nicht beantworten, wie teuer ein Neubau im Vergleich zu einer Sanierung wäre. Man erfährt vom Referat bloß, dass das alte Gebäude einen "hohen Instandsetzungsbedarf" aufweise und in der jetzigen Form "die betrieblich-funktionalen Anforderungen an eine zeitgemäße Einrichtung" nicht mehr erfülle.
"Wir prüfen gerade alle Varianten", sagt der Geschäftsführer der München Stift Andreas Lackner. Und "wir" heißt in dem Fall: das Seniorenheim, Kommunal- und Baureferat. Woanders ein neues Heim zu bauen, könne er sich allerdings gut vorstellen, meint Lackner. "Das hätte auch den Effekt, dass keine Plätze verloren gehen." Denn schließlich würde das alte Haus so lange weiterbetrieben, bis das neue steht.
Dass Pflegeplätze in München wegfallen, kann sich die Stadt nicht leisten. Schon vor einer Weile hat das Sozialreferat ausgerechnet, dass in zehn Jahren knapp 5000 Menschen mehr pflegebedürftig sein werden als heute. Der neuste "Marktberichtpflege" zeigt allerdings: Die Heimplätze werden trotzdem nicht mehr - im Gegenteil: Sie gehen Jahr für Jahr zurück. 7.633 gibt es momentan in München, 2018 waren es 8.000.
"Wir brauchen mehr Plätze"
Dass Pflegeplätze abgebaut wurden, liegt laut SPD-Chefin Hübner auch an gesetzlichen Regelungen, dass Heime mehr Einzelzimmer schaffen mussten. Deshalb seien Doppelzimmer in Einzelzimmer umgewandelt worden. "Aber ja: Wir brauchen mehr Plätze", sagt Hübner. Doch Bauen reicht aus ihrer Sicht nicht. Denn schließlich müsse es genug Personal geben. 2024 waren laut dem Marktbericht 157 Plätze nicht belegbar - wegen Personalmangels.
Die Pläne für neue, zusätzliche städtische Altenheime sind jedenfalls noch recht grob. Laut Hübner soll in Neufreimann eines entstehen, auch in Freiham gebe es ein Grundstück. Konkrete Beschlüsse gebe es allerdings noch nicht, sagt der München-Stift-Chef. Zwar seien seine Häuser immer vollausgelastet, doch mehr als ein paar Wochen müsse niemand auf einen Heimplatz warten.
So teuer ist das Altenheim
Alle, die schon einen Platz in einem Heimplatz haben, quälen womöglich andere Sorgen. Der neue Marktbericht zeigt, wie teuer die Plätze geworden sind: 2024 betrug der Eigenanteil, den Bewohner zahlen müssen, im Median fast 3.600 Euro. Knapp 170 Euro mehr als zum Dezember 2023. Die höheren Kosten führen dazu, dass immer mehr Bewohner staatliche Unterstützung brauchen. Ende 2024 waren rund 37,5 Prozent der Bewohner auf Sozialhilfe angewiesen (2023: rund 35,0 Prozent).
„Pflege ist ein Armutsrisiko und die Kosten werden voraussichtlich noch weiter steigen", davon geht Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) aus. Sie fordert deshalb eine "umfassende" Pflegereform.