Wilder Tanz auf den Wellen

Die Isar zeigt sich wieder als Reißende: Die Pegel steigen, waghalsige Wassersportler steigen in die Fluten. Andere staunen einfach nur. Die meisten hoffen auf besseres Wetter – am Freitag!
Meter für Meter schiebt die Isar den massiven Baumstamm vor sich her, dann kracht er plötzlich gegen einen Abfalleimer auf den Frühlingswiesen. Ob Baum oder Verkehrsschild: Was in diesen Tagen nicht fest genug verankert ist, reißt die Isar mit sich. Auf fast drei Meter und damit Meldestufe 2 stieg der Fluss bis Donnerstagnachmittag – und das soll noch nicht alles gewesen sein. Für die einen ist es beeindruckendes Naturschauspiel für die anderen Abenteuerkick.
Mehrere Surfer oder Kajakfahrer stürzten sich gestern in die eiskalte, braun gefärbte Flut – trotz Verbots laut Bade- und Bootsverordnung. „Für Wassersportler ist die Isar genau jetzt attraktiv“, erklärt Polizeisprecher Ralph Irlbauer mit Sorge. Wie gefährlich das sein kann, zeigte sich am frühen Nachmittag. Um 13.35 Uhr ging bei der Polizei ein Notruf ein. Ein Kajakfahrer vermisste seinen Kumpel an der Corneliusbrücke. Sofort wurde alles für die Suche klar gemacht, ein Hubschrauber startete und auch die Feuerwehr rückte aus. Doch als die Beamten ankamen, war die Gefahr vorüber. Beide Kajakfahrer standen wohlbehalten am Isarufer. Die Freude war dennoch getrübt: Ihnen droht nun ein Bußgeld.
Die meisten Münchner entschieden sich am Donnerstag allerdings für ein weniger waghalsiges Freizeitprogramm: Kino, Museum oder ein Spazierengehen entlang der Isar. In sicherem Abstand, versteht sich.
Um Gefahren zu vermeiden, waren am Vormittag der Flauchersteg und einige Wege entlang der Isar gesperrt worden. Um 15 Uhr zeigte der städtische Messpegel unterhalb der Prinzregentenbrücke 2,87 – bis zur Meldestufe zwei fehlten noch 13 Zentimeter. Eigentlich ist es ja die Jahreszeit für Freibadbesuche und ausgedehnte Grillabende...
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“, hört man immer wieder Spaziergänger sagen. Und es gibt auch welche, die kommen aus dem Staunen gar nicht mehr raus. So wie der vierjährige Linus, der mit seinem Papa an über die Wittelsbacherbrücke spaziert: „So viel Wasser!“
„Ich bin guter Dinge, dass es pünktlich zur WM schön wird. Das war vor vier Jahren schließlich auch so“, sagt Susanne Kipke, die gerade eine Erkältung auskuriert. Doch so lange muss sie sich nicht gedulden. Ab heute ist der Spuk vorbei, es bleibt trocken und die Sonne kommt immer häufiger raus. „Heute werden’s bis zu 23 Grad“, sagt Gery Keller vom Wetterdienst Meteomedia. „Noch besser sind die Aussichten für’s Wochenende mit bis zu 28 Grad am Sonntag.“ Vanessa Assmann