Wiesn-Zelt für Vinzenzmurr? Nein, danke!

Vinzenzmurr hätte heuer mit einem größeren Zelt auf das Oktoberfest gedurft. Doch der Metzger-Betrieb lehnt das Angebot der Stadt ab und bleibt der Wiesn fern - sonst passiert das nur bei Krankheit oder Tod.
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Vinzenzmurr hätte heuer mit einem größeren Zelt auf das Oktoberfest gedurft. Doch der Metzger-Betrieb lehnt das Angebot der Stadt ab und bleibt der Wiesn fern - sonst passiert das nur bei Krankheit oder Tod.

Ein Gastronom, der nicht auf die Wiesn will? Das hat absoluten Seltenheitswert. Schließlich ist ein Zelt auf dem größten Volksfest der Welt fast wie eine Lizenz zum Gelddrucken. Und trotzdem: Vinzenzmurr sagt „Nein, danke“. Obwohl die Stadt dem Metzger-Unternehmen fast doppelt so viele Plätze wie bisher angeboten hat.

„Wir dachten, blauäugig wie wir sind, dass hundert Prozent Aufschlag ausreichend ist!“, sagt Wirtschaftsreferent Dieter Reiter. Ein Trugschluss. Bisher hatte Vinzenzmurr ein kleines Zelt mit nur 130 Plätzen.

Der doppelte Platz reichte der Metzger-Firma nicht

Die Stadt schlug der Familie Brandl vor, heuer in die weniger überfüllte Mittelstrasse zu ziehen (AZ berichtete). Dafür sollte ihre Bier-Burg sich vergrößern dürfen – auf etwa 240 Plätze, erklärt Reiter: „Unser Angebot war eine Verdoppelung des Platzes.“

Doch das reichte der Metzger-Firma nicht, sie lehnte das Vertragsangebot der Stadt ab. Vinzenzmurr hatte seinerseits einen Plan für ein viel größeres Zelt mit 560 Plätzen vorgelegt. Doch das wiederum kam für die Stadt nicht in Frage.

Nachrücken wird wohl ein Schausteller

„Dann wollen alle das Fünffache“, erklärt der Wirtschaftsreferent. „Bei der Größenordnung wäre in der Mittelstraße höchstens noch Platz für ein weiteres Zelt gewesen.“ Das Ende vom Lied: Die Wiesn 2009 findet ohne Vinzenzmurr statt.

Wer dafür nachrückt, ist noch unklar. Allerdings, so hieß es im Wirtschaftsreferat, werde es wohl auf ein Schausteller-Geschäft hinauslaufen.

Ein Wiesn-Geschäft lehnt man nur im absoluten Ausnahmefall ab

Im Tourismusamt ging die Absage von Vinzenzmurr am Montag ein. „Ich akzeptiere diese unternehmerische Entscheidung“, sagt Wiesn-Chefin Gabi Weishäupl. „Ich bin jetzt nicht vollkommen am Boden.“ Dass jemand ein Wiesn-Geschäft ablehne sei aber „die absolute Ausnahme“. Das geschehe sonst nur bei Krankheit, Tod – oder wenn jemand nicht rechtzeitig fertig werde.

Das Konzept, mit dem Vinzenzmurr sich nicht durchsetzen konnte, fand die Tourismuschefin übrigens „kreativ und gut“. Auf dem Dach sollte eine Weißwurst-Schüssel installiert sein. Der Name des Zelts: Metzger-Stubn. Vinzenzmurr selbst wollte am Dienstag keine Auskünfte geben.

Jetzt wird im Tourismusamt diskutiert, wer nachrücken darf. Interessenten gibt es genug: Jedes Jahr kann nur die Hälfte der Bewerber berücksichtigt werden. „Nein Danke“? – das hört die Stadt sicher nicht nochmal.

Julia Lenders

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