Wiesn in der Energiekrise

Hohe Strom- und Spritkosten schocken Münchens Schausteller: Gibt es schon bald keine großen Fahrgeschäfte mehr auf dem Oktoberfest? „Der Trend geht ganz eindeutig zu leichteren Anlagen.“
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Hohe Strom- und Spritkosten schocken Münchens Schausteller: Gibt es schon bald keine großen Fahrgeschäfte mehr auf dem Oktoberfest? „Der Trend geht ganz eindeutig zu leichteren Anlagen.“

Ist das Aus für die Mega-Achterbahn „Eurostar“ auf der Wiesn erst der Anfang? Steigende Energie- Preise machen zwei Monate vorm Start des größten Volksfests der Welt jedenfalls auch den übrigen Schaustellern kräftig zu schaffen: „Wenn die Preise für Benzin und Strom weiter steigen sollten, wird es schon bald keine Großgeschäfte auf der Wiesn mehr geben“, prophezeit Edmund Radlinger, der Vorsitzende der Münchner Schausteller: „Der Trend geht ganz eindeutig zu leichteren Anlagen.“

Bereits Samstag gebe es zahlreiche Schausteller, die aufgrund der hohen Energiepreise nur noch auf kleine Fahrgeschäfte, wie Karussells oder Geisterbahnen, zurückgreifen würden: „Wenn ich 50 bis 60 Transporter brauche, um eine Anlage durch die Gegend zu fahren, ist das bei den Spritpreisen einfach unwirtschaftlich“, erklärt Radlinger.

Mehrere 10 000 Kilowatt-Stunden Strom

Dazu kommt, dass die großen Fahrgeschäfte nicht nur mehr Sprit, sondern vor allem auch enorm viel Strombenötigen. Um den größten transportablen Freifallturm „Power Tower2“ zu betreiben, muss Besitzer Ewald Schneider jede Wiesn mehrere 10 000 Kilowatt-Stunden Strom einsetzen.

Für den Freefall sind sogar 70 000 Kilowatt-Stunden nötig – so viel wie ein ganzes Dorf im Jahr an Strom verbraucht. Die Stromkosten für den Freefall liegen bei 20 000 bis 25 000 Euro. Kleinere Fahrgeschäfte, wie der Breakdance oder der Frisbee, verursachen immerhin noch 6000 Euro in zwei Wochen Oktoberfest – egal ob die Besucher kommen oder nicht.

Einige Schausteller haben deshalb bereits Maßnahmen ergriffen: An vielen Autoscootern wurde die Beleuchtung für die kommende Wiesn bereits auf moderne LED-Technik umgestellt. „Dadurch verringert sich der Verbrauch um 60 Prozent“, sagt Radlinger, „wir reagieren auf alle Probleme.“ Einem weiteren Problem stehen dagegen selbst die Schausteller machtlos gegenüber: Die Menschen in Deutschland geben immerweniger Geld für Volksfeste aus. Es kämen zwar weiterhin 178 Millionen Besucher pro Jahr, dennoch seien die Umsätze im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um bis zu 20 Prozent zurückgegangen, sagte der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter.

Daniel Aschoff

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