Wie eine waschechte Prinzessin
Astrid Herrnleben veranstaltet Stadttouren für Kinder. Auf ihrem aktuellem Rundgang „Die Prinzessin auf der Erbse“ erfahren die Kids alles über das Leben der Münchner Königstöchter.
Bei der „Ruppigen Ritter“-Führung, die wir Ihnen neulich vorstellten, waren vor allem Buben mit dabei. Jetzt, bei „Die Prinzessin auf der Erbse“, sieht das naturgemäß anders aus: Neun junge Damen zwischen sechs und 13 Jahren erfuhren von Astrid Herrnleben in ihrer Stadttour für Kinder alles über Münchner Prinzessinnen.
Wir beginnen ausnahmsweise beim Ende, weil diese Prinzessin am beliebtesten ist. Es handelt sich, na klar, um Sisi – oder Sissi, wie sie die Eltern oder Großeltern der kleinen „Prinzessinnen“ aus den Filmen mit Romy Schneider kennen. Die gebürtige Münchnerin und spätere Kaiserin von Österreich-Ungarn war schon rein optisch der Höhepunkt. Als Astrid Herrnleben Zeichnungen von anderen Prinzessinnen zeigte, gab es Missfallens-Bekundungen: „Bäh, wie sieht die denn aus?“ Nur bei Sisi gab es einhellige Zustimmung. Eine schöne Prinzessin! (Mehr dazu: siehe Kasten.)
Doch beginnen wir da, wo die Führung startet: mit der Hochzeit von Renata von Lothringen mit Herzog Wilhelm V. von Bayern im Jahre 1568. Das war eine echte Märchenhochzeit, erzählt Astrid auf dem Marienplatz – die Braut wurde von 6000 Rittern aus Dachau abgeholt. Und heute noch kann man täglich das Ritterturnier, das zur Vermählung auf dem Marienplatz abgehalten wurde, im Glockenspiel des Münchner Rathauses bewundern. Eine Liebeshochzeit war es dennoch nicht: Wilhelm wollte die Schwester Renatas heiraten, aber die hatte „einen Makel am Bein“ und daraufhin überlegte es sich der Herrscher anders. Und überdies: Die Braut war 24 – das war damals ein echtes „Greisenalter“, Renata war eine „alte Jungfer“.
Traumprinzessin aus dem Mittelalter
Wir tauchen ein ins Mittelalter. Ort: Alter Hof. Hier wurde 1371 wirklich eine Traumprinzessin geboren – auch wenn die Mädchen anderer Meinung sind, die Zeichnung von Elisabeth von Bayern überzeugt nicht. Wie auch immer: Ihr späterer Gatte Karl VI. von Frankreich sah ihr Bild und war angetan – und als er sie leibhaftig vor sich sah, verliebte er sich unsterblich in die erst Vierzehnjährige. Die Liebe war nicht von Dauer: Karl wurde verrückt, seine Gattin Isabeau de Bavière tat Einiges, um ihren Sohn vom Thron fernzuhalten – und wurde dafür vom Volk gehasst. Sie starb einsam in Paris.
Eigentlich viel Stoff für Diskussionen, aber im Vergleich zu der „Ruppigen-Ritter-Tour“ merkt man: Die Mädchen sind konzentriert, hören genau zu, sind aber ruhiger als ihre Rittersleut.
Ein Höhepunkt der Führung ist die Schatzkammer der Residenz. Leuchtende Kinderaugen – kein Wunder, wer kommt schon mal in den Genuss, die Wittelsbacher Herrscherkrone vom ersten bayerischen König (in Amt und Würden seit 1806) ganz nah zu sehen? Nun gut, getragen hat Max I. Joseph die Krone nie, erklärt Astrid. Erstens wurde die Kostbarkeit erst nach der Thronbesteigung angefertigt, und zweitens diente das Prachtstück nur als Statussymbol: Es wurde ausschließlich auf samtenen Kissen präsentiert. Das Prunkstück der Krone war der „Blaue Wittelsbacher“, ein Diamant, der am 10. Dezember in London versteigert wurde. Schätzpreis: über 11 Millionen Euro.
Die „Gründerin“ des Oktoberfests
Ob Max I. Joseph seine Ehefrau wohl auch so viel wert war? Karoline Wilhelmine von Baden war seine zweite Gattin. Sie gebar ihm acht Kinder, aber war wohl seit ihrer Jugend in einen anderen verliebt, der allerdings von Napoleon hingerichtet wurde, berichtet Astrid auf dem Max-Joseph-Platz vor dem Nationaltheater, wo das Denkmal des ersten bayerischen Königs steht. Noch vieles mehr hat Astrid zu erzählen – etwa über Therese von Sachsen-Hildburghausen, der Gattin Ludwigs I. und „Gründerin“ des Oktoberfests. Die erste Wiesn im Jahr 1810 war ein Pferderennen im Rahmen der Hochzeitsfeier des jungen Paares. Oder über Alexandra Amalie, die jüngste Tochter von König Ludwig I., die davon überzeugt war, ein gläsernes Klavier verschluckt zu haben. Als sie sich einmal übergeben musste, schmuggelten die Bediensteten ein kleines Klaviermodell in den Auswurf und versicherten ihr, nun sei sie das Möbel los. Wie auch immer: Alexandra Amalie blieb unverheiratet – neben ihren Wahnvorstellungen sagte man ihr Furcht vor Berührungen nach. Berührungsängste – die lässt Astrid Herrnleben gar nicht erst aufkommen. Sie sorgt dafür, dass Geschichte alles andere als langweiliger Stoff ist. Denn diese Prinzessinnen, das spüren die Mädchen, sind wie du und ich. Auch wenn nicht alle besonders hübsch waren.
Führungen: „Gut gebrüllt, Löwe!", „Grauslige G'schichten", „Ruppige Ritter" und „Prinzessin auf der Erbse": Zu vier Themen begeben sich die Kinder mit den „Stadtdetektiven" auf Spurensuche. Alter:Geeignet für Kinder im Alter zwischen 5 und 16 Jahren. Wann: Täglich nach Absprache mit Astrid Herrnleben. Anmeldung zu den Führungen: Tel. 27 37 56 37 oder 0162 36 42 649. Preise bei Teilnahme von acht bis zwölf Kindern: 10 Euro pro Kind; fünf bis sieben Teilnehmer: jeweils 12 Euro; ein Kind bis vier Kinder: Preis nach Absprache; Schulklassen: 150 Euro pro Klasse. Begleitpersonen sind immer kostenlos. Dauer: Ca. zwei Stunden. Infos unter www.stadtdetektive.com.
flu
- Themen:
- Oktoberfest