Wer geht denn aufs Frühlingsfest?

MÜNCHEN - Sie ist die kleine Schwester der Wiesn, nur nicht so teuer und nicht so gut besucht. Wer hingeht, wer daheimbleibt - die AZ hat sich auf dem Frühlingsfest umgehört
Ich hätte gedacht, dass hier mehr Betrieb herrscht“, sagt Willi Müller. Der Rentner ist gerade mit seinem Enkel Riesenrad gefahren. Von oben durfte sich Alexander aussuchen, mit was er fahren mag. Jetzt schlendern die beiden zwischen bunt bemalten Schießbuden und lärmenden Autoscootern entlang.
„Beschaulich, aber nett“, findet der Deisenhofener das Frühlingsfest. Bis heute ist er noch nie da gewesen. Warum, weiß er auch nicht so genau. Aufs Oktoberfest geht er schließlich auch immer.
Tolles Wetter - trotzdem sind nur vereinzelt Besucher unterwegs
Das Wetter ist ideal. Sonnig, aber nicht zu heiß. Trotzdem laufen nur vereinzelt Besucher durch die Straßen. „Auf und nieder, immer wieder, nur so macht’s Spaß, nur so gefällt’s!“, wirbt die Dame an der Kasse der Wellenrutsche. Vergeblich, auch diese Runde findet sich niemand vor dem Fahrgeschäft ein. Ein Vater mit Sohn dreht einsam im Autoscooter seine Runden.
Vor den wilderen Fahrgeschäften wie Insider und Breakdancer drängen sich aufgedrehte Schülergruppen. „Wir fahren fast jeden Tag aus Laim her“, sagt eine 14-jährige mit langen schwarzen Haaren, „das machen fast alle von unserer Schule.“
Lona Steiniger hat Zeit, um der einzigen Kundin am Schießstand genaue Hilfestellung zu leisten. Ein Auge offen, eins zu, zielen, abdrücken. Am Frühlingsfest braucht sie öfter mal einen Kaffee, um wach zu bleiben. Mit der „Steininger Alm“ ist die Schaustellerin hier, „seit es das Frühlingsfest gibt“, sagt sie.
Zum Frühlingsfest kommen keine Touristen
Weniger Besucher als früher sind es aber nicht: „Es sind halt keine Touristen da wie zur Wiesn.“ Am Wochenende läuft das Geschäft besser, da kommen viele Auswärtige. „Die Münchner sind sparsam geworden“, sinniert die 72-Jährige.
Hauptsächlich Giesinger und Neuhauser schlendern zwischen den Schülern aus Laim vorbei. Andrea Bauer und Christine Kress sind wegen ihrer Kinder da. Die Kleinen fahren Karussell, die Mütter teilen sich ein Hot Dog. Ist ja nur ein Spaziergang zur Theresienwiese.
Auch Charlotte Ebert wohnt gleich um die Ecke, sie ist mit dem Seniorenstammtisch da: „Zwei Maß, das ist schon was in unserem Alter!“, sagt sie verschmitzt.
Im Weißbiergarten kommt Feierabendstimmung auf
Im Bierzelt sind nur vereinzelt Tische besetzt. Bei dem Wetter sitzen die Leute lieber im Weißbiergarten, wie Verena Fröhlich und ihre Kolleginnen. Mit Sonnenbrille und Schal ausgerüstet, bringen sie sich mit einer ersten Maß in Feierabendstimmung. „Das Frühlingsfest ist halt nicht so populär wie die Wiesn“, sagt Karolin, „kleiner, ohne Achterbahnen – aber schön, dass es den Biergarten hier gibt.“
Da werden die vier noch oft sitzen, nach ihrem Dienst an der Rezeption eines Hostels. „Bei uns wohnen gerade ein paar Amis, die sind extra zum Frühlingsfest angereist“, sagt Verena. Das hat sie selbst verwundert. Vielleicht wird’s ja irgendwann doch noch was mit den Touristen auf dem Frühlingsfest.
Laura Kaufmann