Weltweiter Tech-Gigant eröffnet Deutschland-Zentrale in München
München - Nach der Ansiedlung der ChatGPT-Mutterfirma OpenAI soll die Deutschland-Zentrale von "Tiktok-Shop" nach München kommen. Das verkündete Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) am Donnerstag.
"Wir entwickeln München zu Deutschlands Tech-Hauptstadt", sagte Mehring. "Servus in München, Tiktok - und herzlich willkommen im Team Bayern." Der neue "Tiktok Shop" ist allerdings nicht unumstritten. "Mit der Ansiedlung von Tiktok ist uns ein weiterer Coup gelungen, um München als Deutschlands Tech-Hauptstadt zu profilieren", sagte Mehring.
"Tiktok Shop" in München: Einweihung noch im Frühjahr
Noch im Frühjahr werde er zusammen mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den neuen Standort von OpenAI in München einweihen. Der "Tiktok Shop" werde nicht nur Arbeitsplätze und Wertschöpfung in München schaffen, sondern auch Bayerns Mittelstand in allen Regionen des Freistaats mit innovativen Handelslösungen stärken.

Bereits zum Start kämen bis zu 50 Tiktok-Experten an die Isar, um aus Bayern heraus das Deutschland-Geschäft aufzubauen. Mit zusätzlichen Mitarbeitern wolle das Weltunternehmen von München aus einen strategisch wichtigen Geschäftsbereich in Deutschland aufbauen. Jugend- und Verbraucherschützer sind vom "Tiktok Shop" allerdings noch weniger begeistert als von der Videoplattform selbst. Bisher können Waren, die Influencer auf den Social-Media-Plattformen wie Tiktok, Instagram und Youtube anpreisen, diese nur über einen Online-Shop außerhalb der Plattform erwerben.

Beim "Tiktok Shop" kann der User gleich auf der Plattform über einen Button unter dem Video den automatischen Kaufprozess starten. Über integrierte Zahlungsdienste wie Google Pay oder Apple Pay werden alle erforderlichen Daten automatisch übernommen. Aus der Social-Media-Plattform Tiktok wird damit die eCommerce-Plattform Tiktok. In den Ländern, in denen es "Tiktok Shop" bereits gibt - etwa China und USA - setzt dieser bereits Waren im Wert von 32,6 Milliarden Dollar pro Jahr um.
Im ersten Jahr des "Tiktok Shops" in den USA wurden neun Milliarden Dollar Umsatz generiert, ungeachtet der Tatsache, dass die US-Regierung der Tochter des chinesischen "Bytedance"-Konzerns misstrauisch gegenüber steht. Nach Datenschutzvorwürfen in den USA steht Tiktok unter Druck, sich von der chinesischen Mutterfirma zu trennen. Anderenfalls droht ein Verbot. US-Präsident Donald Trump hat neuerdings niedrigere Zusatzzölle für China im Austausch gegen die Zustimmung der chinesischen Regierung zum Tiktok-Verkauf in Aussicht gestellt.
"Tiktok Shop": Bedenken von Datenschützern
Jugend- und Verbraucherschützer befürchten, dass insbesondere junge Leute vom "Tiktok Shop" zu unüberlegten und unnötigen Käufen veranlasst werden. Auch verursache die Plattform "Suchtgefahren". Datenschützer geben zu bedenken, dass persönliche Daten von Tiktok auf chinesischen Servern landen könnten.
Ungeachtet dessen freut sich Bayerns Digitalminister Mehring, "dass der Digitalstandort Bayern sich bei der zukunftsweisenden Standortentscheidung von Tiktok durchgesetzt hat". Mit Tiktok erhalte "der nächste globale Tech-Gigant ein Bayern-Gen". Bisher haben schon internationale Technologiekonzerne wie Apple, Amazon und Google große Niederlassungen in München eröffnet.

Nach einer Studie von Oxford Economics habe das Unternehmen 2023 in Europa mit 4,8 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt beigetragen und damit über 51.000 Arbeitsplätze geschaffen. Mehring hob das "enorme Potenzial, das Tiktok für die deutsche Wirtschaft bietet", hervor: "Wir wollen deshalb nicht länger von der Seitenlinie aus dabei zusehen, wie andernorts der Wohlstand der Zukunft generiert wird. Stattdessen holen wir die globalen Champions in unsere Heimat und deren Wertschöpfung nach Bayern."
In der Ansiedlung sieht Mehring auch ein klares Bekenntnis des asiatischen Plattformriesen zur europäischen Netzregulierung. Weltkonzerne wie Tiktok könnten ihre digitalen Dienstleistungen von überall aus auf der Welt erbringen. Den "Tiktok Shop" für Deutschland zukünftig von München aus zu betreiben, bedeute auch, sich der hierzulande geltenden Rechtslage zu unterwerfen. "Auch darin liegt ein echter Mehrwert dieser Ansiedlung", unterstrich Mehring.
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