Weil Bayern spielt: Nockherberg vorverlegt
München - Das konnte niemand ahnen, als der Termin für das Derblecken am Nockherberg festgezurrt wurde: Dass am Mittwoch nicht nur das große Starkbier-Polit-Kabarett-Event stattfindet. Sondern einer jener Abende, an dem Leute ohne Leidenschaft für Fußball ihre Wohnung umräumen oder den Kühlschrank abtauen, weil ein echter Kracher ansteht: Bayern im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Dortmund.
Und das hier in der Allianz Arena (20.30 Uhr, ARD). „Natürlich ist das nicht ganz optimal“, sagt Birgit Zacher von Paulaner. „Schon allein, weil wir Partner vom FC Bayern sind und viele von uns auch gern im Stadion mitgefiebert hätten...“ Es ist ein Abend, der die Männerseelen auf eine harte Probe stellt, an die Kernfragen ihrer Existenz geht: Bier – oder Fußball?
War man bei Paulaner so stolz auf Neuzugang Marcus Rosenmüller und Co., um ihn jetzt von Bastian Schweinsteiger ins Quoten-Aus befördern zu lassen? Natürlich nicht.
„Wir fangen dieses Jahr extra eine halbe Stunde früher an“, sagt Zacher. Um 18.30 Uhr geht’s los. So ebben die Gesänge am Nockherberg genau dann ab, wenn in der Allianz Arena der Anpfiff ertönt. Wer schnell umschaltet vom Dritten aufs Erste, verpasst also höchstens die Kommentare von Seehofer und Co. – oder die von Frank Walter Steinmeier, der sich heuer angekündigt hat.
Edmund Stoiber wird trotz seiner Aufsichtsrat-Mitgliedschaft das Spiel sausen lassen, um dem Singspiel beizuwohnen. „Rummenigge, Hoeneß, Hopfner und Scherer werden dieses Jahr leider nicht in den Genuss kommen“, sagt Birgit Zacher. Stadion und Singspiel – das haut zeitlich nicht hin – ab 20.30 Uhr geht’s in Fröttmaning los.
Lücken in den Salvator-Reihen wird’s trotzdem keine geben – der Saal mit seinen 560 Plätzen ist eher überbucht. „Wir machen am Nockherberg gute Stimmung und hoffen, dass sich das aufs Spiel überträgt“, sagt Zacher. Im Foyer steht ein Fernseher, so dass die Anwesenden regelmäßig den Spielstand checken können.
Die neuen Stars vom Nockherberg hat Paulaner gestern beim Weißwurstfrühstück zusammengetrommelt. Stefan Murr, der im Singspiel den Hubert Aiwanger gibt (Lienenlüke: „Aiwanger ist ja schon im Original ein absurdes Element“), gab einen Song mit dem eingängigen Refrain: „Den mog i ned, den mog i ned, den mog i ned, den mog i ned“ zum Besten.
„Wir sampeln keine Songs, wir haben alle selbst geschrieben, zugespitzt auf die Charaktäre“, sagt Sebastian Horn, der in der Singspiel-Kapelle sitzt und ansonsten Mitglied der Band „Bananafishbones“ ist. In einem Bauernhaus in Dietramszell haben sich die Singspieler in Klausur begeben: im oberen Stock komponierten und schrieben Komponist Gerd Baumann und die Bananafishbones Songs, unten schrieben und feilten Thomas Lienenlüke und Marcus Rosenmüller mit am Text.
Bei Paulaner hat man das Stück schon gesehen – und ist „begeistert“. Der Show-Charakter der vergangenen Jahre ist passé, auf der Bühne wird eine Geschichte erzählt. Die Erwartungen sind groß: Traditioneller und bayerischer soll Rosenmüllers Singspiel werden. „Ich glaube, es ist die Stärke vom Rosenmüller, dass wirklich jeder lachen kann“, sagt Sebastian Horn.
Auf die Bühne holt der neue Regisseur Uli Bauer als Ude-Double zurück, Wolfgang Krebs mimt Horst Seehofer, Stephan Zinner den Markus Söder, Angela Ascher gibt Ilse Aigner. Auch eine Margarete Bause wird dabei sein und eine kommentierende Instanz. Ein Team, das es mit den Bayern aufnehmen kann.
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