Wegen niedrigem Rhein-Pegel: Leere Tankstellen in München möglich
München - Völlig aus dem Häuschen meldet sich am Montag eine Leserin bei der AZ-Redaktion, die eben an der Aral-Tankstelle am Harras vergeblich versucht hat, ihr Auto aufzutanken. "Kein Benzin da, Lieferengpässe" war die Antwort der Betreiber.
Eine Erfahrung, die Autofahrer in München momentan offenbar immer wieder mal machen müssen: Wegen des niedrigen Rhein-Pegels ist der Transport von Benzin in den Süden Deutschlands nur schwer möglich. Lediglich ein Drittel der üblichen Transportmenge können die Rheinschiffe momentan liefern.
Lieferschwierigkeiten auf allen Wegen
Obendrauf kommen noch weitere Lieferschwierigkeiten auf den alternativen Transportwegen, wie Eva Kelm, Pressesprecherin von Aral, auf AZ-Anfrage erklärt: Eine Raffinerie in Österreich leidet aktuell unter einem Teilausfall und es gibt einzelne Engpässe in der Logistik im Bereich der Straße und der Schiene. All das seien Gründe, die die Versorgung im Süden momentan erschwerten. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, das möglichst schnell auszugleichen", beteuert Kelm.
Bereits das Rhein-Niedrigwasser im Herbst 2018 hat gezeigt, wie anfällig der Transportweg zu Wasser ist. Seither ist laut dem Branchenverband Fuels und Energie e.V. (En2x) ein Schiff im Einsatz, das auch bei einem Pegelstand von lediglich 20 Zentimetern den Rhein befahren kann – herkömmliche Schiffe benötigen 70 Zentimeter Wassertiefe.
Vorerst keine Aussicht auf Besserung
Aus "kartellrechtlichen Gründen" könne Aral keine Prognose dazu abgeben, wie sich die Lage entwickle, so die Sprecherin. Anders der Verband: Mit einer Entspannung der Lage rechnet En2x "erst zum Ende des dritten Quartals". Dennoch müssten sich Autofahrer keine Sorgen machen, dass sie kein Benzin mehr bekommen: Zusätzlich zu Straßen- und Schienentransporten könne auch "die gesetzliche Erdölbevorratung in Anspruch genommen werden", wenn der Wasserweg komplett zum Erliegen kommt. Bitter dabei für die Mineralölkonzerne: Aktuell kostet der Transport laut En2x bis zu sieben Mal mehr als üblich.
Früher oder später wird diese Preisexplosion wohl auch an der Zapfsäule ankommen – wenn denn Benzin zum Tanken da ist.
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