Von hier sollen 70.000 Münchner mit Wärme versorgt werden: Warum die Pläne zu scheitern drohen

Eine Geothermie-Anlage, eine Schule, eine Asylbewerber-Unterkunft: Für die Fläche des "Virginia Depots" hat München viele Pläne – doch könnten jetzt auf Eis liegen.
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In Riem haben die Stadtwerke bereits eine Geothermie-Anlage errichtet. Für den Münchner Norden gibt es ähnliche Pläne – die liegen jetzt auf Eis.
In Riem haben die Stadtwerke bereits eine Geothermie-Anlage errichtet. Für den Münchner Norden gibt es ähnliche Pläne – die liegen jetzt auf Eis. © SWM/ Stefan Obermeier

Die "Panzerbrücke" steht noch. Sie hat im Münchner Norden eine Kaserne mit einem Militär-Lager, dem Virgina-Depot, verbunden. In den 90er Jahren hat die Bundeswehr den Standort aufgegeben. Die Gebäude sind längst abgerissen und die Natur hat die Flächen zurückerobert.

Heute bildet die Panzerbrücke die Grenze für einen etwa sechs Hektar großen Bereich, für den die Stadt schon lange Pläne macht: Eine neue Berufsschule, eine Geothermie-Anlage und eine Asylbewerber-Unterkunft sollen auf dem ehemaligen Virgina Depot entstehen. Der Stadtrat hat am Mittwoch im Planungsausschuss den Bebauungsplan gebilligt. Allerdings gibt es einen großen Haken: Der Stadt gehört die Fläche noch nicht, sondern dem Bund.

Diese Woche wurde bekannt, dass die Bundeswehr ehemals militärisch genutzte Flächen doch nicht mehr hergeben will. 200 Liegenschaften, die künftig zivil genutzt werden sollten, bleiben in der Hand der Bundeswehr, berichtete die "ARD". Auf dieser Liste steht das Virginia Depot nicht – und bis jetzt auch sonst keine Fläche in München.

Vor ein paar Jahren hat die AZ sich auf dem ehemaligen Militärgelände umgeschaut.
Vor ein paar Jahren hat die AZ sich auf dem ehemaligen Militärgelände umgeschaut. © Daniel Loeper

OB Dieter Reiter will mehr Klarheit

Doch sicher, dass das so bleibt, ist sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) nicht. In zwei, drei Wochen habe er ein "Tête-à-Tête" mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), um mehr Klarheit zu bekommen, sagte Reiter im Planungsausschuss am Mittwoch. Von der Bima (der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die die ehemaligen Kasernen-Flächen verwaltet) verlässliche Aussagen zu bekommen, sei schwierig. Reiter bat deshalb das Planungsreferat, noch einmal Kontakt aufzunehmen. Eine Anfrage der AZ ließ die Bima bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Für die Stadt wäre es bitter, wenn aus ihren Plänen doch nichts würde. Grundsätzlich hatte der Stadtrat schon 1992 beschlossen, für die ehemaligen Militärflächen Planungen einzuleiten. 2011 erarbeitete die Stadt ein Strukturkonzept für das Gelände. Ursprünglich sollte dort westlich der Schleißheimer Straße auch ein Gewerbegebiet entstehen. Auf der anderen Seite der Straße steht das Forschungs- und Innovationszentrum von BMW.

70.000 Menschen sollen mit Wärme versorgt werden

Davon hat sich der Stadtrat vor gut zwei Jahren verabschiedet. Besonders die Grünen begrüßen das. Ganz der Natur wollen sie aber die Flächen aber auch nicht überlassen: Geplant ist eine neue Kfz-Berufsschule. Schon 2019 stufte die Stadt das Projekt als besonders wichtig ein. Denn die Zahl der Berufsschüler steigt in der ganzen Stadt.

Daneben plant der Freistaat eine Unterkunft für rund 200 Asylbewerber. Und: Eine Geothermie-Anlage ist vorgesehen. Sie soll rund 70.000 Menschen und BMW mit Wärme versorgen.

"Wichtig ist nun, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der die Flächen noch gehören, nun rasch dem Verkauf zustimmt, damit wir schnell in die Umsetzung starten können", sagt Grünen-Stadtrat Florian Schönemann.

Das Virginia-Depot ist nicht die einzige Fläche des Bundes, für die die Stadt Pläne macht. Im Zuge der Olympia-Bewerbung hat die Stadt in Aussicht gestellt, dass der Olympiapark erweitert werden könnte. Auch dafür bräuchte sie Flächen der Bundeswehr.

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  • OnkelHotte vor 12 Minuten / Bewertung:

    2011 erarbeitete die Stadt ein Strukturkonzept für das Gelände ..
    DANKE liebes städtische MANAGEMENT: satte 14 Jahre Planungszeit (zzgl. noch der Zeit für Erschließung und Bauen)
    Da passen der Begriff "Projektmanagement" und "Zeit" aber überhaupt nicht zusammen.
    .
    Somit wäre nachvollziehbar, dass die Stadt immer mehr in die Pleite rutscht wenn Projekte so bearbeitet werden
    .
    Obwohl: wer kein Geld hat kann eh nicht öffentlich bauen

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  • FredC2 vor 46 Minuten / Bewertung:

    Kaum macht man mehr als ein Jahrzehnt nichts, schon ist das Grundstück (fast) weg....

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  • 1Muenchner vor einer Stunde / Bewertung:

    Wow. Das funktioniert mal wieder toll. Stadtratsbeschluss vor 33 Jahren. Erste Planungen vor 14 Jahren. Erkenntnis vor 6 Jahren: das Projekt ist "wichtig". Bis heute ist nichts passiert. Beeindruckend. Wieder mal eine Auszeichnung für Rot-Grün.

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